Montag, 14. Juni 2010

Von der Freude der Wüstenväter



Das lateinische Stichwort für Traurigkeit "acedia" (es entspricht dem griechischen Ausdruck "apathie") meint nicht sosehr den Schmerz über einen bestimmten Verlust oder ein Scheitern, sondern vielmehr einen bleibenden Zustand der Lustlosigkeit und Langeweile, Teilnahmslosigkeit und des Überdrusses von allem. Diese verzweifelt-müde Traurigkeit wurde von Gregor dem Großen unter die sieben Hauptsünden gerechnet. Ihr Gegenstück, die ruhige Heiterkeit der Wüstenväter, gegründet auf Arbeit und Gebet, ist eine Erscheinung des Mutes, des inneren Gleichgewichtes, das Anzeichen von Freiheit.
Als der große Vater Antonius in den armen zweier junger Brüder in der Höhle starb, sprach er: "Haltet nicht an auf dem Wege! Hütet euch vor dem Abfall vom Glauben! Bewahret eure Freude!"
Einst starb in der Sketis ein Altvater. Die Brüder umstanden sein Bett, um ihm beizustehen und ihn zu beweinen. Er aber öffnete seine Augen und lachte, öffnete wieder seine Augenund lachte ein zweites mal und tat dasselbe ein drittes mal. Da fragten ihn die Brüder: "Sage uns,Vater, warum du lachst, während wir weinen?" Der Altvater antwortete: "Zum ersten Male habe ich gelacht, weil ihr alle den Tod fürchtet. Zum zweiten Mal,weil ihr nicht bereit seid. Und zum dritten Mal, weil ich von der Arbeit hingehe zur Ruhe."
(Die erste Zeichnung wurde dem Buch "Les Vies des Saints Peres des Desetrs et des Saints solitaires d´Orient et dÓccident", Amsterdam 1714, entnommen, sie stellt St. Gerasimus dar, die zweite Zeichnung stammt von mir und ist der ersten nachempfunden, allerdings etwas schafsmäßig-autobiografisch umgesetzt.)

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