Dienstag, 17. April 2012

Mensch und Baum

Gestern fingen sie an, alle noch verbliebenen Bäume in dem wunderbaren Traumgarten meiner lieben Eltern umzuschneiden. Ich habe noch bis halb 10 Uhr abends telefoniert, wollte die bereits halbierte alte Linde retten - ich bekam nur Schläge auf den Kopf. Heute morgen rief ich beide Presseredaktionen an. An den Viechtacher Bayerwaldboten verfaßte ich einen Leserbrief, die Kötztinger Zeitung "Viechtach aktuell" kam per junge Reporterin sofort an Ort und Stelle und wird morgen einen bebilderten Artikel bringen. Mir hat besonders auch ein Kirschbaum Leid getan, er wollte gerade seine Knospen öffnen...

Hier der Leserbrief:
Was "Cyrill" nicht schafft, schaffen die Gremien. Wieder wurde in der Jahnstraße zur Säge gegriffen und diesmal auch eine stattliche Linde gefällt, wobei letztes Jahr noch ein mündliches Versprechen, sie dürfe stehen bleiben, zugesagt war. Nicht nur alteingesessene Anwohner und Nachbarn sind traurig darüber, denn so mancher Mensch baut eine Beziehung zu seinem Begleiter "Baum" auf - oder der Baum mit ihm. Sicher gibt es verschiedene Argumente, die für solch einen Akt sprechen können.Der Plan ist, noch weitere Bäume zu entfernen.

Ich sehe hier nur einen kleinen Aspekt des Themas: "Der Baum muss weg!" Eine Westfassade färbt sich leicht grünlich - es könnten Kosten entstehen, es gibt Schatten.
Doch soll man auch bedenken, dass ein gesunder, stattlicher, fest verwurzelter Baum durchaus in Zeiten des globalen Klimawandels einen Schutz vor Unwettern mit Hagelschlag - speziell auf der Westseite - darstellen kann.

Ich spreche hier für die Schweigenden - wohl auch für die nun schweigenden Vogelstimmen. Wie heißt es doch: "Kein schöner Land in dieser Zeit...wo wir uns finden wohl unter Linden..."

Dorothea Stuffer

aufgeladene Äste
in den Ästen eines Baumes
Bagger und 3 irritierte Anwohnerinnen
unterm Kirschbaum
sie haben alles entwurzelt
Hanna auf Kirschblütenblättern
so schön war Eltern's Garten auch
Linde, Du warst ein guter Baum!

13 Kommentare:

  1. Hallo Dori,

    das ist ja der Wahnsinn. Ich kann euch gut verstehen; denn Du weist ja mir ist es ähnlich ergangen. Was geht in den Menschen nur vor? Erst pflanzt ein Mensch den Baum, dann muß er wieder weg. Der Leserbrief ist suuuuper.
    Ich bin entsetzt. Bitte kämpft weiter.

    Alles Gute und liebe Grüße Traudl

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    1. Mey liebe Dori,

      Dir bleibt ja wirklich nichts erspart. Aber Gott sei Dank hast Du ja einen sehr kompetenten Mann an Deiner Seite. Ich wünsch Dir für die OP alles, alles Gute.
      Ich denk an Dich und wünsch Dir viel Kraft, sei es für die OP oder für den Mord an den Bäumen.
      Du schaffst das liebe Dori.


      Alles Liebe und viel Glück

      Traudl

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  2. Liebe Dori,

    gratuliere. Treffend mit gutem Sachverstand und viel Gefühl gleichzeitig formuliert. So gehts in die Menschen rein und fördert eher Respekt und Achtsamkeit vor Geschöpfen als ein Murren und Kreischen.

    Gruß, Hajo


    --
    Hajo Bach, Leitung der Naturcamp-Arbeit bundesweit

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    1. Danke, Hajo, wir treffen uns hoffentlich bald im Pilgercamp Kapplhof!

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    2. Ich drück Dir die Daumen bei der Operation!

      Gruß, Hajo

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  3. Good night, Stille Linde! You know, we are not from this world. I always think about your sentence once, when our beech visited my room with her leaves: "she comes only in best purpose..."

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  4. Yes, this beautiful creation of linden tree came only with best intentions and this is the answer of the world :(
    May I invite you to read this ... http://vultus.stblogs.org/2012/04/litany-of-trust-in-the-mercy-o.html

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  5. I feel as though I too have been cut down.
    Perhaps decorate the stump of the trees and lay flowers. Words of gratitude for the life of the tree and prayers for the ignorant.

    Also best thoughts for you on your appointment this Friday. xo

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    1. Thank you so much, Ramona, dear! Imagine, a few hours later they have put away all the wooden stumps and roots. Thank you for your prayers and wishes. This evening I feel not so good because of pains. Important: The animals have to be in good hands. Sorry, you are not here! Really sorry. But I have found good souls...

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  6. Beitrag zu Ihrem Artikel vom 18.4. im Viechtacher Anzeiger

    Wenn ich Menschen darauf anspreche, dass mich in diesem Frühling ein regelrechter Kahlschlag an Büschen, Gehölzen, Bäumen in Bayern zutiefst betrübt, stosse ich auf Verständnis, Zustimmung -
    und ganz viel Resignation "da kann man nichts machen".
    Deswegen hat mich Ihr Artikel im Viechtacher Anzeiger "Des einen Fluch, des anderen Segen" sehr positiv berührt.
    Wird doch dieses Thema zumindest aufgegriffen und diskutiert, wagen sich doch zwei Frauen ihre Stimme für einen sensibleren Umgang mit der Natur zu erheben und ein Redakteur diese Stimme zu artikulieren.
    Möge es nicht bei einer kontroversen Diskussion über Zweckmässigkeit und Natürlichkeit bleiben!
    Wenn wir nicht eine schwere Hypothek auf die Zukunft aufnehmen wollen, brauchen wir eine auf Respekt beruhende, achtsame gemeinsame Ausrichtung, wie wir mit Menschen, Lebewesen und den wertvollsten Ressourcen der Erde umgehen.

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