Mensch und Huhn |
Sie fiel uns schon länger auf, und gestern nahmen wir sie auf den Arm, um ihr ein Antibiotikum einzugeben, welches ich von unserem Tierarzt aufs Geratewohl abgeholt hatte. Da merkten wir, dass sie einen ganz heißen harten dicken Bauch hatte und brachten sie noch abends in die Praxis. Ich könnte weinen und tu's auch, denn sie hat bestimmt Schmerzen gelitten.
Als ich beim Hof gestern ankam, watschelte sie sofort zum Auto. Sie sah mich an, als wollte sie sagen: "Hilf mir bitte!". Sie sah mich wirklich so an! Ich verrichtete so schnell wie möglich alle Tiere, dann fuhren Xaver und ich in die Praxis, Huhn auf dem Arm, nicht wie damals Huhn Else in der Schachtel.
Der Tierarzt entschied die Erlösung, nachdem er sie untersucht hatte. Es war ein sanfter Abschied. Der Tierarzt öffnete das Fenster und sagte: "...damit die Seele rausfliegen kann..."
Sie flog über den Arber, wir stellten uns das richtig vor, auf der Heimfahrt, Huhn jetzt gebettet in einer Schachtel. Xaver sagte: "Leute, die gestorben sind und dann doch wieder leben, sagen alle, sie haben das Licht Gottes gesehen."
Wir durften sie unter der Birke eingraben, etwas höher als damals Schaf Renate. Xaver macht das wunderschön und redet dabei wie ein Priester: "Staub zu Staub. Wir alle werden mal zu Staub."
Ich habe eine Zeichnung gemacht, um Trost zu finden. Ich habe liebevoll ihre Federn gezeichnet, die ich Stunden vorher gestreichelt hatte. Sie schlief ergeben und friedlich in meinen Armen in der Narkose ein. Sie war kein besonderes Huhn, aber so brav.
Engel und Huhn |