Winterstimmung auf Blech mit Öllkreiden und Acrylfarben |
Diese Geschichte mit dem russischen Soldaten Sergej endet eher traurig. Ich wollte sie zunächst nicht darstellen, mir fiel auch keine Szene dazu ein, die ich daraus darstellen könnte. Doch nach längerem Wirken spürte ich die starke und nachhaltige Wirkung dieser Geschichte.
Ich erzählte sie meiner Schwester Sylvia beim täglichen Timmi-Spaziergang im Wald, und als auch sie tief beeindruckt war, fiel mir mit einem Male ein, welches Bild ich dafür malen könnte., und dass das motiv sehr einfach sein würde.
In einer winterlichen Landschaft arbeitet der Soldat Sergej mit einer Schaufel vor einer Kirche, die im letzten Weltkrieg zerstört worden war. Das Bild ist etwa so groß, dass Sergej fast lebensgroß dargestellt ist.
Der Pfarrer Theo und der Erzähler waren dabei, vor Weihnachten mit bloßen Händen die zerstörte Kirche wieder instand zu setzen, als sich plötzlich der Russe Sergej nähert und den beiden tatkräftig hilft. Er bringt Werkzeug, Schaufeln, Schubkarren. Er arbeitet richtig mit am Aufbau der Kirche, sogar ein Lastauto organisiert er. Auf die Frage, ob er gläubig sei, antwortet er in gebrochenem Deutsch: "Ich Kommandant, ich nicht glauben an Gott, aber meine Mutter. Alle Leute sind so."
Sergej hilft jeden Tag ein paar Stunden bei der Arbeit. Als alles für den ersten Gottesdienst fertig ist, bringt Sergej vier große dicke Kerzen für den Altar mit. Kerzen waren zu dieser Zeit eine große Kostbarkeit. Doch eigentlich waren sie für den vorgesehenen Leuchter zu groß und zu dick. Sie tauschten die Kerzen gegen passendere Kerzen aus. Vor dem Gottesdienst kommt Sergej - will die Hand geben - blickt auf den Altartisch - zieht die Hand wieder zurück und geht schweigend davon. Plötzlich war allen klar, wie sehr sie Sergej verletzt hatten. Sie laufen ihm nach, aber es ist zu spät. Er sitzt schon im Wagen, und bald ist er verschwunden. Sie haben ihn nie wieder gesehen.
Der Gottsdienst beginnt, und nach einer Weile tauscht der Pfarrer Theo die Kerzen gegen die viel zu großen Kerzen von Sergej aus. Und in seiner Predigt erzählt er von Sergej, wie er geholfen hatte, er erzählt von den Kerzen - und wie sie in ihrer Blindheit einen Menschen haben davongehen lassen, einen Menschen, den das Kind in der Krippe zu sich gerufen hatte.
Erkennst du dich selber irgendwo? Pfarrer Ernst-Martin Kittelmann schon - und ich auch - ziemlich oft. Immer dieses pseudokluge Nachbessern der guten Absichten anderer...
Das Gesicht von Sergej habe ich mit Ölkreide gemalt. Das Licht um seinen Kopf bedeutet die "unsichtbare Krone", wie es in der Erzählung heißt. |