Freitag, 20. März 2015

Abschied von Rambo - das Drama mit der Baumrinde


Nein, der kleine Wolf hat mich nicht gebissen! Kleiner Wolf würde mir niemals das Geringste zuleide tun. Nein, er würde sein Leben einsetzten und für mich kämpfen.

Was ist geschehen? Wie jeden Tag habe ich den kleinen Wolf morgens von Monikas Nacht-Asyl abgeholt, bin kurz mit ihm im Wald getrappert, habe mit ihm schön alleine im Stuffergarten gefrühstückt, habe alsdann - wie im letzten Post erzählt - mit ihm an meiner Seite Blech restauriert, um danach den täglichen großen Waldspaziergang mit Inuit Sylvia zu machen. Inuit sagte im Wald bei Vogelgesang: "Heute ist ein schöner Tag..." Wir ahnten nicht, dass dieser Satz noch vervollständigt werden sollte. "Heute ist ein schöner Tag zum Sterben..."

Fakt ist von Anfang an, seit wir Rambo aus der Hölle heraus geholt hatten: Kleiner Wolf muss seine Leitwölfin(nen) leidenschaftlich vor allen anderen, egal ob Mensch oder Hund, beschützen. Er geht auf alle, die er nicht kennt, drauflos. Auf Grund seiner 10-jährigen kathastrophal tierquälerischen Behandlung hatte ihn sein Vorbesitzer zum "Problemhund" gemacht. Diagnose: nicht heilbar.

Unsere Lösung auf Zeit war, Rambo nun eine schöne Lebenszeit zu ermöglichen und ihn möglichst von allen Stress-Situationen fern zu halten, ihm Nähe, Liebe, Streicheleinheiten und Freiheit zu geben, so viel wie es nur geht. Eine
Vermittlung ins Tierheim war ohnehin nicht möglich - sie nahmen ihn gar nicht erst an. Diagnose: isoliert halten, absolut unvermittelbar.


 Das Drama mit der Baumrinde:

Inuit Sylvia und ich machen also gerade unsere tägliche große Wald-Wolfsrunde, als sich Hündin Emma mit Besitzerin nähert. Rambo will Dori verteidigen. Das bedeutet, Dori muss sich mit aller Kraft am nächsten Baum festhalten, um den zähnefletschenden Wolf in Schach halten zu können. Ramo reißt blitzschnell die mit tausend Kilopond belastete Leine in alle Himmelsrichtungen. Dabei gerät meine rechte Hand zwischen Baumrinde und Leine und wird wie mit Panzerketten an der scharfen Rinde entlag geschoben. Ein großer Riegel Haut mit Fleisch wird meinem Zeigefinger entrissen. Sofort spüre ich, dass sich nun ein Abgrund aufgetan hat. Wir eilen zum Auto zurück.

Ich begebe mich sofort heftig blutend in die Notaufnahme des Krankenhauses. Sylvia nimmt derweile kleinen Wolf in ihre Wohnung, ein neues, seit einigen Tagen schönes Ritual wird nun zur absoluten Notwendigkeit.

Die Verletzung ist ernst. Das abgerissene Fleisch konnte zwar genäht werden, doch nun droht eine gefährliche Infektion durch Verschmutzung wegen der Baumrinde. Adern wurden beschädigt, die Haut wird absterben und abfallen, das ist jedoch nicht so gefährlich.

Ich kann Rambo ab sofort nicht mehr führen. Ich darf, um eine Heilung überhaupt zu ermöglichen, 14 Tage lang den Finger nicht bewegen, geschweige denn die Stallarbeit machen. Ich weine. Was wird mit all den hilflosen Tieren eischließlich dem kleinen Wolf, die mich alle ehrlich unersetzlich brauchen?

Eines steht fest: Das war der erste Warnschuss. Weitere Unfälle sind vorprogrammiert...

Monika macht nun die volle Stallarbeit, obwohl sie eigentlich operiert werden sollte.
Stallfreundin Monika verschiebt sofort ihren für kommenden Montag geplanten Opereationstermin. Während ihers Krankenhaus-Aufenthaltes hätte ich mich um Rambo und Lady alleinverantwortlich gekümmert. Sie hat seit Wochen eine böse Zyste am Fuß und jeder Schritt schmerzt. Moni: "Ich mache die Stallarbeit. Du und die Tiere gehen vor!"

Letzte Stunden mit Elke, Sylvia und unserem süßen kleinen Wolf am Xaverhof

 Elke greift helfend nach allen Seiten ein und kotzt vor Kummer um Rambo. Das ist die unerbittliche, einzige dem armen Hund noch nützende Wahrheit: Wir müssen ihn einschläfern lassen. Nicht aus Strafe! Nein, bewahre!! Das ist einfach nur eine Tatsache, an der es nichts zu diskutieren gibt, denn ich muss die logischen Konsequenzen aus dem Unfall ziehen.

Enzo aus Calabrien protestiert gegen den Abschied.

Enzo aus Calabrien hat eine süditalienisch-depressive Art, die ihn in kurzer Zeit zum einzigen Mann auf der Welt gemacht hat, von dem Rambo sich fast problemlos berühren lässt. Enzo: "Mich hat noch nie ein Hund gebissen. Bitte lasst den Hund am Leben! Bitte, Mutter Theresa!" So nennt er mich manchmal. Ich weine.

Xaver rennt ins Dorf und klopft an allen Türen, ob jemand den Hund nehmen mag. Antwort: "Nimm ihn doch selber!" Aber das ist wirklich keine Option. Viel zu gefährlich! Ehrlich. Alles schon längst durchgedacht.

Wir machen einen Abschieds-Spaziergang zur Futterkrippe im Wald. Die Abendvögel singen und jubeln. Das ist Weihnachten....


Um 19 Uhr schläft der kleine Wolf in Monis starken Armen umgeben von seinen Schutzengeln und dem weise predigenden Xaver an seinen geliebten Ort Xaverhof ein.

19 Kommentare:

  1. I'm so sorry, Dori! The translation from German is hard to follow, but it seems you had to put Rambo to sleep? I know you did what you had to. I know it was the hardest thing in the world. Hugs to you and all who loved this dog.

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    1. Tears and thank you for your best and most feeling words, dear Lisa.

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  2. ach, liebste Dori, es fließen nicht nur deine Tränen! Welch ein Drama! Erst die böse Verletzung, die du bitte absolut ernst nimmst von wegen mind. 14 Tage Ruhe! Hast du noch große Schmerzen? Halte dich an alle ärztlichen Auflagen, deine Hände sind deine Kunstwerkzeuge und zum täglichen Leben und als Mesnerin brauchst du sie allemal! Lass dich umarmen!

    Und nun ist Rambo nicht mehr! Es fühlte sich vor einiger Zeit schon so seltsam an, als du schriebst, dass er evtl. sogar eingeschläfert werden muss. Ich konnte es nicht glauben, du bist doch noch immer mit allem fertig geworden! Dir, Moni, Silvia, Elke, Xaver und und und ... . Und Puma wird ihn vermissen. Fühl dich fürs erste nur so aus der Ferne/Nähe getröstet - soweit das überhaupt möglich ist!

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    1. Oh, liebste Carola, danke für Deine so tief verständnisvollen Worte. Karl-Heinz sagte, er habe uns immer beobachtet und ist sich 100% sicher, dass wir, würden wir in einer einsamen Waldhütte wohnen, nicht EIN Problem mit unserem leidenschaftlichen Beschützer gehabt hätten. Er fehlt so! Tränen....

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  3. unser lieber Schatz ist jetzt bei Timmi. Er fehlt so

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  4. Sylvias Gesicht erzählt ohne ein einziges Wort das ganze, große Dilemma.

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    1. Ja, genau so ist es. Sylvia hat ihn ganz sehr geliebt mit aufrichtiger Herzensliebe. Du auch, herzlichst aus der Ferne und Willi auch. Er fehlt so.

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  5. Dorie dear, I've read your story several times
    and am impressed and find it very sad
    There are no words for Dorie you so much for Rambo
    done ... all the love and you've done well and you wanted to give him a good life
    and that you have done !!
    Dorie I feel your tears and give you a hug and wish you strength
    and get well with your hand.
    For all friends of Rambo much strength,,,,,,
    in this difficult time;
    Kind regards Christiene.
    xx

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    1. Dear Christiene, thank you so much for your loving feeling words. Here you send a good strenghth to me and Rambo's friends. We miss him so much, his happy laughing and his barking, his trusting to us, the hope we had for him.

      Nothing gets lost, he brought a lot of people together. Though he made several problems, he makes people thinking about that human being can make brutal things with an animal's soul. There was no better place for him than here and now in heaven.

      This kind of dog, called "Wolfspitz" only accepts a small group of people, he wants to shelter with all his energy. He was so thankful and royal, he gave me a good feeling, and now we miss him. But I know, we had no other choice.

      Loving greetings to spring-Netherlands from Dori from the silent forest.

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  6. I'm so sorry for all who tried to help this poor dog. You did everything you could for Rambo. Thank you Dori, Sylvia and Monika and others for being a friend to Rambo and giving him some love in his final time here. Sending all my love and deep soul comfort.

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    1. Thank you, dear Ramona, for your deep feeling and understanding. Now we have two dog-graves near the mystic small river by the silent bird-singing forest by Xaverhof.

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  7. Kathrin Frankenfeld21. März 2015 um 00:13

    Liebe Dori,

    über jede E-Mail von Dir freue ich mich sehr, aber die heutige war zu traurig. In den letzten Tagen habe ich öfter an Euch gedacht. Seit dem 11. März bin ich mit Nebenhöhlen- und Kehlkopfentzündung krankgeschrieben und hatte mir vorgenommen, mich nach meiner Gesundung zwecks Gassi gehen bei Dir zu melden. Auf Deinem Blog habe ich die Fortschritte des Wölfchens verfolgt und mich gefreut, dass er es so gut bei Euch hatte. Wie wunderbar, dass er bei Euch Vertrauen und Liebe erfahren durfte. Als ich Deinen heutigen Blog-Eintrag gelesen habe, musste ich an den Tierhimmel denken, von dem Du auf unserem Hundespaziergang erzählt hast. Ich bin mir ganz sicher, dass Rambo jetzt von oben her fröhlich schwanzwedelnd auf den Xaverhof herunterschaut und endlich befreit ist von allem, was ihm das Leben schwer gemacht hat. Das ist vielleicht ein kleiner Trost.
    Gute Besserung wünsche ich Dir für die verletzte Hand.

    Ganz liebe Grüße von Kathrin

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    1. Liebe Kathrin, danke für all die lieben Gedanken, die Du stets für Rambo-kleiner-Wolf hattest, für Deine verständnisvollen Gefühle und Träume für ihn, ein glückliches Dasein so lange wie möglich zu haben. Wir hatten ja diesen herrlichen gemeinsamen Vorfrühlings-Winter-Spaziergang und sogar zwei (plus ein halbes) Andacht-Treffen mit diesem süßen Wölfchen, der seinen Auftrag, mich unbedingt vor jeder Gefahr zu beschützen, sehr ernst, zu ernst genommen hat. Er hatte eine böse Welt kennengelernt, und ist auf einmal 4 ganze Monate in eine Welt geführt worden, die ihn sehr glücklich machte. Er hat alles Schöne erlebt, was Hunde so brauchen, und wir bereuen nichts von all dem Guten, was geschehen durfte.

      Im Laufe der Zeit hat sich ein guter Tagesrhythmus entwickelt. Freilich war mir und uns vom "Schutzengel-Team" die stete nicht zu unterschätzende Gefahr bewusst, die dennoch mit ihm verbunden war. Als Opfer von brutaler Gewalt würde Wedekind König Rambo immer ein Kämpfer bleiben. Aber auch so haben wir ihn liebend und wertschätzend angenommen. Seit über 1 Woche hat er ganz tolle Streichelstunden im "Iglo" meiner liebenden Schwester Sylvia zusätzlich verbringen dürfen, verbunden mit verständnisvollen Nachbarn, die sein Bellen nicht anklagten.

      Wir hätten gewiss schöne Osterspaziergänge am Bach unternommen, liebe Kathrin, und du hättest sicher heilend auf ihn eingewirkt.

      Von deiner Nebenhöhlenentzündung habe ich von Carola erfahren. Ich nehme an, sie hat dir meine Genesungswünsche ausrichten können. Falls nicht und noch einmal wünsche ich Dir, liebe Kathrin, ganz ganz gute Besserung. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schlimm und auch gefährlich sowas ist. für meine Verletzung gilt immer noch Warnstufe 1.

      Alles Liebe,
      Deine Dori - und danke für all Deine unterstützenden Bemühungen, sie haben mir geholfen, dem kleinen Wolf diese schöne Zeit noch zu ermöglichen. Danke!

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  8. I am so sorry to hear of your accident. I am glad you went to get it fixed right away.
    so sad about your dog. so sad about it's previous life. Animals are a huge responsibility.
    sending light to your dear dog friend who is on a new journey. sending light to you Dori to heal well and swiftly!

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    1. Thank you so much, dear Tammie! Little wolf was so thankful, he was a great heart on my pilgrimway and will it be.

      He was a permanent danger for animals and humans. But he only wanted to shelter....

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  9. Heute hörte ich einen Satz, der sich bestimmt auf den Abschied von Tieren erweitern lässt:
    ' Wenn ein Mensch auf diese Welt kommt, weint er und wir lächeln.
    Wenn ein Mensch von dieser Welt geht, lächelt er und wir weinen.'
    Rambo lacht sich im Tierhimmel grad einen mit Timmi, und sie werden hunde-schmunzelnd ihre Erfahrungen im Stufferhaus, alle Anekdötchen mit euch und dem Schutzengelteam austauschen und sich aneinander erfreuen. Be sure!

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    1. Das ist wunderschön, Caro La! Ein heilsames und wahres Bild!

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  10. Hallo Dori !
    Ich habe den Rambo nicht gekannt, und auch nur jetzt durch das Bild gesehen, aber ich hätte ihn auch gemocht, er schaut aus wie ein kleiner Zottel zum Liebhaben!
    Traurig aber Du hast die richtige Entscheidung für ihn getroffen.
    Gruß Anna

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