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Jüngling am Weg mit Vogel, Esel, Schafen und Hund |
In Anbetracht dessen, dass ich zu dem in den letzten beiden Posts vorgestellten Gemälde etliche wirklich tiefgreifende und wunderbare Kommentare bekommen habe, die mir bei der Klärung der Bild-Inhalte und bei der Titelfindung entscheidend geholfen haben, ließ ich heute Morgen alles stehn und liegen und zeichntete die Szene nochmal in "dorischer Weise" in Tusche nach.
Sylvia hat benannt, dass es sich bei der Person im Vordergrund um einen mittelalterlichen Jüngling handelt, welcher der Gefährte des Königs in Hintergrund (auf Pferd sitzend) ist.
Johannes hat besonders den Gegensatz König-Pferd / Jüngling-Esel betrachtet.
Caro La hat (unter anderen interessanten Aspekten) beschrieben, dass der Jüngling mit Esel wohl aus einer schwierigen Situation gekommen ist und sich nun, unterstützt durch die Begleitung der Tiere, auf einen neuen Weg macht, das Ziel in den Augen und der früheren Situation nicht mehr verhaftet.
Tammie Lee sah etwas Gutes, Richtiges, Lebnsbejahendes in der dargestellten Bild-Situation und freute sich, dass der König keinen Hofstaat um sich zu scharen nötig hat (nicht mehr).
Christiene aus den Niederlanden betonte den Traumcharakter des Bildes und das zusammen-Träumen derjenigen, die das Bild anschauen.
Adelheid stellte klar, dass der König und der Jüngling mit Esel ein und dieselbe Person sind. Der König ist ganz alleine und erkennt, dass er so den Weg nicht mehr fortsetzen kann. Er wird zum Jüngling, tauscht das Pferd ein gegen einen Esel, und geht nun auf den von Caro La beschriebenen hoffnungsreichen Weg der Neu-Orientierung.
Gelia schließlich machte deutlich:
"kommt mir vor wie bei der richtigen Traumdeutung, in der nur der Träumer weiss, was die Symbole für ihn bedeuten."
Dori: Das heißt,
jeder sieht anders, jeder sieht richtig, erlebt seine persönliche Bild-Wirk-lichkeit.
Ein gutes Bild gibt dem Betrachter Raum, läßt ihm Platz für eigene Entdeckungen
(Theodor Dressler).
Der
Jüngling mit Esel hat außer seinem
Begleit-Hund und den
Schafen nun auch noch einen
Vogel als Gefährten bekommen. Links oben auf den felsigen Berg unterhalb des Gipfelkreuzes sitzt
Pilger Rudi, der gerade - wie wirklich erlebt - den Arm ausstreckt, um eine
Dohle zu empfangen, von der er zuvor geträumt hatte, sie habe zu ihm gesagt:
"Du wirst deine Liebe in den Bergen finden." Die
Person mit Krone hebt sich auf dem weißen
Pferd gegen den dunklen Wald hell ab. Sie hat erkannt, dass weltliche Macht nichts bedeutet im Vergleich zum Weg der Liebe. Diesen entbehrungsreichen
Herzensweg will sie nun gehen; sie verzichtet auf die Krone, steigt ab vom Esel, und sogleich nähern sich ihr die Tiere und begleiten sie, nachdem sie vorher so einsam geworden war. Sie hat jetzt zu sich selbst und zu ihrer Liebe gefunden. Der Jüngling war schon immer der Gefährte des Königs, nun wird er sichtbar und spürbar verwirklicht. Alle Beteiligeten an der Geschichte werden von
himmlischen Strahlen überstrahlt.
"Der Gefährte oder Abschied und neuer Beginn"