Die beiden Redakteure Wolfgang Lichtenegger (Autor) und Hans Friedl (Künstler) haben in der Oktober-Ausgabe von
VIT JOURNAL einen wundebaren Künstlerbericht von mir auf den Weg gebracht, den ich - etwas verspätet, aber "immerwährend aktuell" - hier zum Nachlesen vorstellen möchte. VIT JOURNAL ist ein noch junges Blatt, welches monatlich erscheint und sich großer Beliebtheit erfreut. Nicht nur im Viechtacher Raum, sondern nun auch im Bereich Zellertal/Bad Kötzting hat VIT JOURNAL mit seinen besonderen und hochwertigen Beiträgen die Waldregion und ihre Bewohner gewonnen. Es ist mir eine Ehre, hier dargestellt zu werden. Toller Text vom Wolfgang, und der
Künstler Hans Friedl hat das Bild aus hundert herausgezogen und ihm einen passenden neuen Namen gegeben. DANKE!
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In Zusammenhang mit dem Interview hatte Wolfgang Lichtenegger im Malerzimmer ein Spontan-Portrait gemacht. Das offizielle Foto zum Bericht hat Dieter Neumann gemacht. | | | | | |
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Text aus dem
Inhaltsverzeichnis:
XX
KUNST
Sie
erschafft mit ihren Gemälden Werke, die nicht fertig werden. Sie
inspiriert sich an den Abdrücken nasser Hundepfoten, die über ein
gerade frisch gemaltes Bild führen. Wo hört Phantasie auf, wo
beginnt die Wirklichkeit? Dorothea Stuffer weiß es oft selbst nicht,
wenn sie mit Farbe und Pinsel ihre eigene Welt erschafft. Nichts ist
wirklich und doch ist alles so vertraut. Sie vermengt Landschaften,
baut charakteristisches ein und lässt ihr tatsächliches
Lebensumfeld in jedes ihrer Werke mit einfließen. So auch im Gemälde
in dieser Ausgabe:
„M
I T O S S E R „
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Detail aus "Mit Osser": Die Malerin, in offenem Stall sitzend, mit Staffelei und Tieren |
Text von Wolfgang Lichenegger:
Dorothea
Stuffer
Bildhauerin
und Malerin, Viechtach
„Engel“
- sagt sie – „haben Hochkonjunktur. Jeder will einen Engel
haben“. Das ist ihre Begrüßung als sie uns in die, vor Figuren
fast berstende, Garage führt. Engel auf Blech in allen Facetten, in
allen Ausdrücken, Engel mit Kühen, mit Schafen und mit Hirschkühen,
dazwischen Figuren in allen Größen und Stroh. Dabei lehnt nichts
zufällig an der Wand, steht keine Gruppe von Figuren einfach so im
Sammelsurium der Stuffer-Garage. Die 64-jährige Bildhauerin sieht in
dem Hintereinander ihrer Werke gleichwohl wieder neue, faszinierende
dreidimensionale Landschaften entstehen. So bringt jede Ordnung in
den Figuren wieder neue Bilder hervor, die sie inspirieren.
Einen
Pilgerweg bebildern, ihn mit Schafen, Engeln und Putten, die den Weg
weisen, zugleich zu begrenzen, Gehöften, Scheunen, Wänden mit aus
Blech geschnittenen, gehämmerten und bemalten Figuren einen neuen,
einen anderen Inhalt zu geben das ist die eine Seite der Dorothea
Stuffer. Die Andere ist die der erzählenden Malerin. Einer
Künstlerin, deren Bilder lebendig bleiben, weil sie es so will. So
sind ihre Werke keine statischen, in Rahmen konservierten
Momentaufnahmen. Vielmehr bleiben sie praktisch in Bewegung, weil sie
immer und immer wieder daran arbeitet. So kann in einem vermeintlich
fertigen Bild schon einmal ein weiteres Tier erscheinen. Können
Momente aus dem Lebensumfeld der Malerin in ein längst fertig
geglaubtes Gemälde aufgenommen werden, ihm einen völlig neuen Sinn
verleihen oder neue Akzente setzen. Es ist deshalb auch nicht
verwunderlich, dass die Mutter von drei (mittlerweile erwachsenen)
Kindern den Bildern stets neue Titel verleiht. „Kunst ist lebendig“
– das ist das Credo einer außergewöhnlichen Frau, die ihre Kunst
auch dazu benutzt um politisch zu argumentieren.
„Erst
die Rinder, dann die Kinder!“ - ruft sie jenen Agrarpolitikern zu,
die den Menschen vor das Wohl von Tieren stellen., Damit verdeutlicht
sie die frühe Weisheit, dass der Mensch ohne die Tiere nicht
überleben kann. Das Arbeiten mit unterschiedlichen Materialien gibt
ihrer Kreativität immer wieder neue Anreize, fordert nicht nur ihr
handwerkliches Denken, sondern auch ihr künstlerisches Schaffen.
Daran
hat sich nichts geändert, seit sie ihr Studium der Bildhauerei und
Kunsterziehung an der Akademie der bildenden Künste bei Professor
Heribert Sturm absolvierte. Nach dem Zweiten Staatsexamen lehrte sie
als Kunsterzieherin in den Gymnasien in Viechtach und Fürth, bevor
sie 1981 mit Dr. med. Karl-Heinz Stuffer ihre Familie gründete. Als
zweite Vorsitzende des Vereins Pilgerweg St. Wolfgang ist sie nicht
nur dessen optisch-künstlerische Mentorin – sie bringt sich
darüber hinaus auch in dessen Entstehung, Aufrechterhaltung und
steter Pflege mit ein. Das macht die freischaffende Künstlerin aus
Viechtach mit Enthusiasmus und ihrem ganz eigenen Ausdruck an
Faszination.