Claudia Sommerauer in der Christuskirche Viechtach |
In ihrer Predigt bezog sie sich auf die für diesen Sonntag vorgeschlagene Begebenheit aus der Apostelgeschichte, wo Paulus und
Silas gefangen genommen worden waren und ins Innerste des Kerkers
geworfen worden waren. Als sie Hymnen sangen und Gott lobten, passierte
plötzlich ein Erdbeben und befreite alle Gefangenen.
"In der Antike gab es schlimmste Haftbedingungen", erklärte Claudia
Sommerauer "die Situationen, in denen sich die Gefangenen befanden,
waren unerträglich." Da könne man durchaus auch Parallelen zu heutigen
Gefängnissen sehen. "Auch Flüchtlinge im dunklen Rumpf von Schiffen, die
nirgends anlegen dürfen, müssen unter schlechtesten Umständen ausharren,
um dann irgendwann später in Zeltlagern unter katastrophalen
Verhältnissen untergebracht zu werden." Obwohl wir in Deutschland ein
christliches Land seien, würden auch wir oftmals der Menschlichkeit
entbehren. Die Pfarrerin zitierte in diesem Zusammenhang ein Wort von
Bischof Kopp, wie kostbar und zerbrechlich unser friedliches Beieinander sei. Damit dies nicht zusammenbreche, bräuchten wir eine starke
Demokratie, so der Bischof.
Rückbeziehend auf die Apostelgeschichte führte die Seelsorgerin aus, wie
Paulus und Silas Gott Gottesdienst feierten, als könne ihnen der
finstere Kerker nichts ausmachen. "Sie feierten Gottesdienst! In solch
einer Situation haben sie dennoch auf Gott vertraut."
Und sie stellte die Frage: "Sollen wir uns damit abfinden, dass es
anderen schlecht geht? Sollen wir diesen Menschen sagen, sie sollen auf
ein Wunder warten? Das wäre ein großes Missverständnis!" Die
Apostelgeschichte erzähle ausgehend vom Hintergrund des römischen
Reiches. Die Botschaft von Jesus finde sich nicht damit ab, dass es
schreckliche Missstände gebe, dass es skandalöse Ungerechtigkeiten gebe.
Die Botschaft von Jesus gründe in der Gewissheit, dass Gottes Liebe und Wahrheit größer sei als alle korrupten Machenschaften.
Die Begebenheit in der Apostelgeschichte sei eine umfassende Befreiungs- und Rettungsgeschichte.
Die durch das Erdbeben einstürzenden Mauern stünden symbolisch für die Wirkmächtigkeit des Glaubens. Enttäuschungen, Krankheit, Seelennöte, dunkle Gedanken, all das könne uns wie Gefängnismauern umstellen. Die Geschichte der Befreiung aus dem Kerker sei daher auch eine Glaubensgeschichte. Paulus und Silas lebten in der Gewissheit, dass die Geschichte der Welt und auch ihre individuelle Geschichte von Gott geleitet würden. Diese Gewissheit sei stärker als jedes finstere Gefängnis.
"Der Kerkermeister nimmt wahr, dass sich hier etwas ganz Außerordentliches ereignet hat. Worauf setzen denn diese Leute all ihre Hoffnung und Kraft?" Diese Erfahrung, mit Gott verbunden zu sein, habe beim Kerkermeister bewirkt, sich nun selbst auf den Glaubensweg zu machen.
"Der Glaube weiß, dass unser Leben von Gottes Barmherzigkeit durchdrungen ist. Die Geschichte von Paulus und Silas ermutigt uns, dass wir einstimmen in das Lob Gottes, der uns stark macht, tröstet, begleitet und leitet - unser ganzes Leben."
Zusammen mit Pfarrer Roland Kelber zelebrierte Claudia Sommerauer mit den Gläubigen das Abendmahl. "Alle sind eingeladen!"
Die Gläubigen reichten sich zum Schluss die Hand zum Friedensgruß. Die Orgel spielte Petra Grössl-Schneider.
Claudia Sommerauer beim Zelebrieren des Abendmahls |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen