Donnerstag, 17. März 2022

Varenka - Geschichte und Blechgeschichte

Diese Blechtafel mit Varenka, dem alten Mütterchen aus den Russischen Wäldern, ziert seit vielen Jahre die Nordwand vom Xaverhof neben einigen weiteren "Blechgeschichten".

"Sieben Geschichten in 7 Dörfern" - so hieß eines meiner Blechkunst-Projekte in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Kollnburg. In 7 Dörfern stellte ich mit Hilfe der jeweiligen Dorfleute und mit meinen "Pilgerhelfern" je eine Geschichte auf. Dazugab es immer eine Feier mit Vorlesen der Geschichte  durch Franz Würzner und eine Andacht mit Altpfarrer Ernst-Martin Kittelmann, Pater Joseph oder Pfarrer  Konrad 

Varenka war im Winter 2014/15 in dem kleinen Bergdorf Pirka bei Viechtach ausgestellt. 


Vorbereitungen zur Andacht mit "Varenka" am 5. Januar 2o15 in Pirka

Vor der Andacht, 5. Januar 2015

Im Sommer siedelte die Blechtafel "Varenka" zum Xaverhof um. Dort gab es eine große Sommer-Pilger-Andacht.

Pfarrer Konrad bei der Pilger-Andacht im August 2015

 Warum erzähle ich das heute? Weil auf einmal meine Blechgeschichten eine neue Ebene erfahren. Das ist nicht selten so bei meinen Bildern. Sie erzählen sich selber weiter...

Seht selbst: 

 Die Geschichte von Varenka 

(eine russische Legendengeschichte)

Vor langer Zeit lebte in den weiten Wäldern Russlands eine Witwe. Sie hieß Varenka. Ihr kleines Haus stand tief in den Bäumen, wo selten jemand hinkam. Varenka hatte alles, was sie brauchte: einen Tisch, Stühle, Kästen für Brot und Käse und Geschirr.

Nachts schlief sie, wie alle einfachen Leute in Russland, auf dem warmen Ofen. Varenka lebte zufrieden in ihrem kleinen Haus. Doch eines Tages kamen Leute zu ihr. In großer Aufregung riefen sie: „Varenka, fliehe mit uns! Im Westen wütet ein schrecklicher Krieg. Die Soldaten kommen jeden Tag näher!“ Varenka erschrak. Aber dann sagte sie: „Wer wird die müden Wanderer stärken, wenn ich mit euch komme? Wer nimmt sich der Kinder an, die sich im Wald verirren? Und wer wird sich um die Tiere und Vögel kümmern, wenn der Winter kommt mit Eis und Schnee? Nein, ich muss bleiben!“ Da eilten die Leute weiter und Varenka blieb allein zurück.

Sie stand ganz still und lauschte. Als Varenka aus der Ferne das Donnern der Kanonen hörte, kniete sie nieder und bat Gott, um ihr Haus eine Mauer zu bauen. – Es wurde Abend. Die Kanonen verstummten und Friede lag über dem Wald. Aber Gott kam nicht, und niemand baute eine Mauer um Varenkas Haus.

Am nächsten Tag pochte Pjotr, der Ziegenhirt, an Varenkas Tür. Pjotr erzählte: „Die Soldaten haben meine Hütte niedergebrannt und mir alles genommen, außer dieser kleinen Ziege, die mit mir fliehen konnte. Bitte nimm uns in dein Haus, denn bald kommt die Nacht.“ Da nahm Varenka Pjotr und die kleine Ziege ins Haus. Der Kanonendonner war schon viel näher gekommen, und wieder betete Varenka zu Gott: „Bitte, komm schnell und baue eine Mauer um mein Haus, damit die Soldaten vorbeigehen und Pjotr, mich und die kleine Ziege nicht sehen werden!“

Aber die Nacht kam und ging, und Gott baute keine Mauer um Varenkas Haus. Früh am Morgen ging Varenka in den Wald, um Kräuter zu sammeln. Da entdeckte sie den jungen Maler Stjepan, der in einem hohlen Baum schlief. „Wach auf!“ rief Varenka. „Hier kannst du nicht bleiben! Hörst Du nicht die Kanonen donnern? Komm zu mir, ich werde Dir Essen und Obdach geben.“

Stjepan war vor den Soldaten in den Wald geflohen. Er trug nur ein Bild und ein Topf mit einer weißen Blume bei sich. Dies war alles, was ihm auf der Flucht geblieben war. So ging er mit Varenka nach Hause. Abends beteten alle zusammen und Varenka sagte: „Bitte, lieber Gott, komm schnell und baue eine Mauer um mein Haus!“ – Gegen Morgen schaute Varenka aus dem Fenster, aber keine Mauer stand um ihr Haus.

Statt dessen erblickte sie ein kleines Mädchen, das bitterlich weinte. In den Armen hielt sie eine Taube. „Ach“, schluchzte das Mädchen, „ich habe Vater und Mutter auf der Flucht verloren!“ Da nahm Varenka das Mädchen Bodula bei der Hand, führte sie ins Haus und gab ihr Kuchen und Tee. Draußen aber klang das Donnern der Kanonen näher und näher. In dieser Nacht beteten sie wieder alle und Varenka sagte: „Lieber Vater im Himmel, heute Nacht musst du kommen und eine Mauer bauen, die so hoch ist, dass kein Soldat mein Haus sieht; dann sind wir alle gerettet. Aber ich fürchte, es ist schon sehr spät; morgen werden die Soldaten hier sein und wir sind alle verloren.“

In dieser Nacht war es sehr still. – Doch in der stillsten Stunde war ein leiser Ton um Varenkas Haus. Varenka öffnete vorsichtig das Fenster und sah, dass Schnee fiel. So dicht war er schon gefallen, dass der Schnee bis zum Fenstersims reichte. Es schneite die ganze lange Nacht und im Morgengrauen war Varenkas kleines Haus ganz von Schnee bedeckt. Am Mittag zogen die Soldaten durch den Wald und suchten nach Feinden. In dem kleinen Haus saßen alle still beisammen. Als die Soldaten ganz nah beim Haus waren, gingen sie vorüber.
Sie hatten Varenkas kleines Haus nicht gesehen. Stjepan, Pjotr, Bodula und Varenka dankten Gott, dass er sie gerettet hatte. Die Soldaten aber zogen weiter und es gab keinen Krieg mehr in diesem Teil Russlands.


19 Kommentare:

  1. I love that story! :) Hugs from Minnesota!

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    1. Lisa hat gesagt:
      Ich liebe diese Geschichte! :) Umarmungen aus Minnesota!

      Dori antwortet:
      This old story tells a lot - - I love it, too... Greetings and blessings to you and to your fine family!

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  2. I love this story with its beautiful ending of God using snow. Plus I admire how you use your art to inspire people and help them worship. Love to you.

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    1. Terra hat gesagt:

      Ich liebe diese Geschichte mit ihrem wunderschönen Ende, in dem Gott Schnee benutzt. Außerdem bewundere ich, wie Sie Ihre Kunst einsetzen, um Menschen zu inspirieren und ihnen zu helfen zu beten.

      Dori antwortet:

      Thank you, dear Terra! Great words for my art! They come from your heart, dear sister in Christ, this is a present - - -

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  3. Diese Varenka liebe Dori, das bist auch du.
    Schlicht und einfach hast du das Blechbild erschaffen, dass sehr ausdrucksstark sich zeigt. Selbstlos und mit Gottvertrauen nahm sie Menschkinder auf, die ihre kleine Habseligkeit mitbrachten die ihnen viel bedeuteten.
    Sie fanden Zuflucht und Geborgenheit und Gott baute eine Mauer, damit die Soldaten sie nicht
    entdeckten, die Gemeinsamkeit und der Glaube waren das Licht in der Dunkelheit vor der sie
    Gott beschützte, durch die Mauer aus der Natur.
    Deine Werke von deinen Händen erschaffen und deine verfassten Worte bringen viel Kraft und Zuversicht in den Tag vieler Menschen, ein bereicherndes Geschenk von dir und dafür möchte ich
    von Herzen danke sagen.
    Frühmorgentliche Grüße zu dir, möge dich Gott segnen und immer beschützen, Karin Lissi

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    1. Liebe herzenswarme und tief einfühlsame Karin Lissi, mit einem fühlenden Herz hast du Varenkas Geschichte verinnerlicht und mir wertvolle Sätze gesagt, die mir Mut machen, meinen Weg zu gehen. Es ist so wunderbar, dass es dich gibt. Ein großes Geschenk des Himmels für diese Erde, die solche Herzen wie dich dringend benötigt.

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  4. wie zeitgemäß!
    Wir alle sollten mehr an das russische Ur-Mütterchen denken anstatt eine ganze Nation zu verdammen.

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    1. Ein wahres und wichtiges Wort hier und jetzt und überall, liebe Ausstrahlgelia von Licht des Segens und der Wachsamkeit.

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  5. Schutz bietet auch die kleinste Hütte, das dachte
    sicher auch Varenka , die ein mitfühlendes Herz für die Flüchtenden
    empfand. Die Nächstenliebe für Arme und Schutzsuchende erfüllte sie.
    Ihre Gebete wurden erhört. Sie wurde nicht müde an ihre Gebete zu glauben.
    Hoffnung und Zuversicht, Liebe und Vertrauen, das zeichnete Varenka in ihrer bescheidenen Art aus.
    Ebenso deine Darstellungen dieser Geschichte ist so voller Emotionen
    versehen, dass der Betrachter in Andacht versinkt und im Nachhinein an das Heute denkt.

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    1. .... dass der Betrachter in Andacht versinkt und im Nachhinein an das Heute denkt....

      kann man es schöner sagen, was hier passiert, Jahre später nachdem ich diese Legende versucht habe, nachzufühlen und zu malen für eine Andacht? - - -

      Mich rühren diese kleinen Habseligkeiten der Flüchtlinge an, der Mann mit der Ziege, das Mädchen mit der Taube, der Junge mit dem Bild und der Blume. O was würde ich retten, wenn ich fliehen müsste - - !! - ? - !

      Und Gott baute erst dann die Schneedecke, als alle bewahrt und angekommen waren in Varenkas Hüttlein, die er vorgesehen hatte. So mögen wir - wie du auch in deiner Antwort benennst - geduldig harren, was Gott für uns Gutes vorhat. Wir können es nicht immer gleich verstehen und fühlen uns vielleicht sogar verlassen, und erst später sehen wir das Wunder - - -

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  6. Schenken wir einander
    was wir gerade jetzt am meisten gebrauchen,
    Herzenswärme.

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  7. Antworten
    1. Ein altes Märchen so aktuell - es ist kaum zu fassen. Ich habe das Buch hier im Haus, und Lena mag es seit Anfang an so gerne. Aber den Text hab ich nie vorgelesen, nur die Bilder mit eigenen Worten abgemildert erzählt - - -

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  8. What an amazing story of how God protected Varenka and the ones she had rescued in her hut. How lovely that you painted Varenka on sheet metal so all can be inspired by her and her faith.

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    1. Granny Marigold hat gesagt:

      Was für eine erstaunliche Geschichte darüber, wie Gott Varenka und die, die sie in ihrer Hütte gerettet hatte, beschützte. Wie schön, dass Sie Varenka auf Blech gemalt haben, damit sich alle von ihr und ihrem Glauben inspirieren lassen können.

      Dori antwortet.

      It was the idea of my neighbour and sister in Christ named Doris K., who taught me this old fairytale and to inspire me to paint it for the outdoor-exhibition with the prayers and community. Thank you for this your wonderful greeting, dear Granny Marigold!

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    2. Es war die Idee meiner Nachbarin und Schwester in Christus namens Doris K., die mir dieses alte Märchen beibrachte und mich dazu inspirierte, es für die Außenausstellung mit den Gebeten und der Gemeinschaft zu malen. Danke für diesen wunderbaren Gruß, liebe Oma Ringelblume!

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  9. Top, liebe Dorothea :-D

    LG Bernhard

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    1. Das macht jetzt meinen Feierabend, lieber Bernhard!!!

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