Donnerstag, 16. Juli 2020

Der erste Schritt heißt Sensibilisierung

Dieses Objekt versucht Rehe zu warnen
Ich beginne mit meinem heutigen Post mit dieser "Vogelscheuche". Dieses Objekt hat zwei Nächte vor der Mahd der Jäger vom Revier Fernsdorf und Umgebung in der Nachbarswiese aufgestellt. Als ich ihn befragte, was diese "Fahne" bedeutet, erklärte er mir, dass sie die Rehmütter animieren soll, ihre Kitze in der Nacht aus der Wiese heraus zu locken, damit sie nicht durch die Mähmaschinen getötet oder verletzt werden.

Rehe setzen ihr Jungen in den Monaten April bis Juli, und zwar mit Vorliebe in die Wiesen. Wenn Gefahr durch ein Raubtier droht, ducken sich die Rehkitze auf den Boden. Dies wird ihnen jedoch bei den modernen Landmaschinen zum tödlichen Verhängnis. Die Erntemaschinen für Gras und Mais werden nicht nur immer größer, sondern auch schneller. Niederwildtiere wie Rehkitze, Hasen oder Fasane haben fast keine Chance den gefährlichen Mähmaschinen zu entgehen. Ihr Tod ist nicht nur ein herber Verlust für den Wildtierbestand, sondern auch ein ernst zu nehmendes Leid für die Tiere. Hierfür muss der Mensch dringend sensibilisiert werden, beklagt der Jäger.

Als ich ihm zwei Wochen später wieder begegne, hält er spontan mit seinem Jeep an und lässt das Fenster runter. "Hat es viele gestorbene und verletzte Rehkitze gegeben?" frage ich. Er steigt aus, hat ein sehr ernstes Gesicht und zweigt mir dieses Foto auf seinem Smartphone:

3 Rehkitze und ein Hase, verletzt und zerrisen von einer Mähmaschine

"Nachdem eine Wiese gemäht worden ist, werde ich manchmal gerufen, um tote Rehkitze einzusammeln. Manchmal leben sie noch, und dann muss ich sie erschlagen. Ich erfahre nicht von jedem toten oder verletztem Tier. Die Dunkelziffer ist hoch, und oft merken die Bauern selber gar nicht, was passiert ist." berichtet mir der Jäger.

Ich bin ergriffen und erschrocken und frage: "Gibt es gar keine Abhilfe?"

"Es gibt verschiedene Methoden, um den Schaden zu verhindern, aber das ist alles nur Stückwerk. Die Technik für stärkere Maschinen entwickelt sich rasant, doch bei der Lösung der Tötung von den Jungtieren durch solche Maschinen sind wir erst am Anfang. Keine Methode ist wirklich ausgereift."

Engagierte Jäger sind oft von früh bis spät in den noch zu mähenden Flächen unterwegs, um die Gefahr für die Tierkinder abzuwenden. Die Bauern haben fast immer extremen Zeitdruck und können wenig Rücksicht auf die wehrlosen Geschöpfe nehmen, obwohl sie eigentlich dazu verpflichtet sind. So setzen sich vielfach die Jäger als Tier-Retter ein.

Weitere Methoden zur Kitzrettung:

* Das Mähen von innen nach außen kann schützen, es sind aber nicht alle Grundstücke dafür geeignet.

* Sogenannte "Kitzretter", das sind moderne Sirenen, die am Mähwerk angebracht werden, erzeugen einen extrem unangenehmen Ton, der für Menschen jedoch kaum wahrnehmbar ist. Dieser Ton warnt die Tiere und vertreibt sie aus dem geplanten Einsatzgebiet.

* Manche Landwirte versuchen mit Drohnen die Rehgelege ausfindig zu machen.

* Die hilfreichste und sicherste Lösung wären jedoch sogenannte Sensoren, im Prinzip ähnlich den Sensoren an den Mais-Erntemaschinen, welche Metall melden, damit die Maschine nicht kaputt geht.  Solche Sensoren an den Mähwerken arbeiten mit Infra-Rotlicht und reagieren auf Lebewesen. Allerdings ist diese Technik noch unausgereift, und die Entwicklung ist kostspielig. Staatliche Unterstützung wäre hier sehr wünschenswert.

Wenn ein Wolf ein Schaf reißt, so geht das durch alle Medien, und der Ruf nach Abschuss wird laut. Wenn Mähwerke Rehkitze zerreißen, ist das eigentlich Alltag. Eine Sensibilisierung diesbezüglich wäre ein erster Schritt.


Hier noch zum Trost ein Schutzengel für Tiere mit dem Hinweis auf einen alten Volksglauben in Russland. Hier sagte man, dass getötete Tiere sanft von ihren Engeln aufgehoben werden und an einen besseren Platz gebracht werden. Feinfühlige Menschen haben ein Gespür dafür, dass es außer der sogenannten "Welt" noch etwas gibt, was darüber hinausreicht.

Engel mit Schaf, Blecharbeit, lebensgroß
Und in unserer Nachbarswiese? Da ist zum Glück nichts passiert!


20 Kommentare:

  1. How awful to see those poor dead fawns and to know it could have been prevented if farmers were not quite so pressured and took time to be careful.
    Good that nothing bad happened in your meadow.

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    1. Granny Marigold hat gesagt:

      Wie schrecklich, diese armen toten Kitze zu sehen und zu wissen, dass es hätte verhindert werden können, wenn die Bauern nicht so unter Druck gesetzt worden wären und sich Zeit genommen hätten, vorsichtig zu sein.
      Gut, dass auf deiner Wiese nichts Schlimmes passiert ist.

      Dori antwortet:

      Dear Granny Marigold, when I read your feeling words, I feel a deep understanding! Yes, if the farmers would not have this pressure, it would be better. Thank you for thinking about the meadow beside our ranch!

      Wenn ich deine mitfühlenden Gedanken lese, fühle ich ein tiefes Verstehen. Ja: Hätten die Bauern nicht so viel Zeitdruck, wäre es besser! Schön, dass du auch an unsere Nachbarswiese gedacht hast!

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  2. Ach ja Dori,
    das ist wahrlich traurig.
    Im Fernsehen habe ich auch schon Berichte darüber gesehen und dass es Menschen gibt, die sich bemühen, dass sowas nicht mehr so oft vorkommt. Mit Drohnen usw. werden die Wiesen vor dem Mähen abgesucht.
    Trotzdem ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein :-(
    Es wird schwierig sein mit der Sensibilisierung der Menschen.
    Ein Wolf ist halt was aufregenderes als eine Mähmaschine, leider !
    Das bild ist echt grausam und traurig, das geht mir jetzt eine zeitlang nicht mehr aus dem Kopf.
    Gottseidank ist eure Wiese davon verschont geblieben, ein kleiner Hoffnungsschimmer.
    Es wird wohl noch lange dauern, bis mal etwas Entscheidendes passiert in Richtung Schutz der Jungtiere im hohen Gras !
    Liebe Dori,wie man sieht, der technische Fortschritt fordert immer Opfer, nicht nur Gewinn.
    Das ist traurig.
    Sei lieb gegrüßt
    Jutta



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    1. Ganz vergessen, das ist ein schöner, russischer Volksglaube.
      Und ich bin mir sicher, auch Tiere haben ihre Engel !

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    2. Liebe Jutta, jetzt bekomme ich erstmal eine Gänsehaut wegen deines "Nachtrags". Wenn zwei das gleiche sagen stimmts, hab ich mal gelesen.

      Also, leider hast du Recht, dass hier noch ganz viel Auffklärung und Forschung passieren muss. Gewinnmaximierung steht nach wie vor ganz oben. Der Wolf bringt "wenigstens" die Schafe ganz um, aber nochmal besonders schlimm, finde ich, ist es , wenn ein Tierkind so halbtot daliegt. Ein Kummer für die schutzbereiten Jäger, wenn sie dann die Rehkinder erschlagen müssen. Eine wahrlich tapfere Tat, kann und sollte auch nicht jeder machen. Unser Jäger erzählt, dass ihn die Bauern oftmals rufen, ein Kitz zu töten, weil sie es selber nicht können. Ist auch besser so. Hier muss man auch professionell arbeiten , um das Leid nicht nochmal zu vergrößern.

      Du kannst dir vorstelen, dass auch mich dieses Forto gerufen hat, dass es laut geschrien hat! Der Jäger war sofort angetan, dass ich damit an die Öffentlichkeit gehe. Er sagt, es fehlt immer noch am Bewusstsein und an staatlichen Fördermitteln, um die Technik der Sensoren weiter zu entwickeln. Die Technik wäre ja schon da, aber das Geld nicht - -
      Auch ich kann nun nicht mehr unbefangen zusehen, wenn bei schönem Wetter die Bauern ihre Wiesen zu Heu erntsen. Vorher hatte ich mich eher gefreut, weil ich dabei an glückliche Stalltiere gedacht habe, die schönes Heu bekommen.

      Denken wir daran, das diese kleine kurze Zeit unwichtig ist im Vergleich zur Ewigkeit, das macht so manchen Schmerz etwas leichter. Der Post war eine überwindung für mich.

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    3. Danke dass du unsere Nachbarswiese betrachtet hast und dich mit mir erleichtert fühlst. Wir können unmöglich die ganze Welt retten - - das wäre Hochmut zu denken.

      Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten Gutes tun, können sie die ganze Welt glücklicher machen.(Afrikanisches Sprichwort)

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  3. Good morning dear friend Dori!
    Omg,that's awful...poor critters...
    The farmers must be careful and try to get the animals away from the fields.
    Your artwork is very beautiful with the guardian angel of animals.
    Thank you for sharing! Have a happy day my friend! Take care!
    Dimi...

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    1. Dimi aus Griechenlandhat gesagt:

      Guten Morgen liebe Freundin Dori!
      O mein Gott, das ist schrecklich ... arme Tiere ...
      Die Bauern müssen vorsichtig sein und versuchen, die Tiere von den Feldern zu entfernen.
      Ihr Kunstwerk ist sehr schön mit dem Schutzengel der Tiere.
      Ich danke Ihnen für das Teilen! Ich wünsche dir einen schönen Tag, mein Freund! Pass auf!
      Dimi ...

      Dori antwortert:

      Thank you, dear friend Dimi for sharing my feelings. People must know more about this problem, and it is urgent to find ways for rescue the innocent babies of the deer. So I put this post to the newspaper, too. They are interested. To believe of a blissful life in heaven for the creatures is wonderful and a great consolation. I love the orthodox spirituality
      Many greetings to you and to sheltered Greece.

      Liebe Freundin Dimi, danke für dein Mitgefühl! Die Leute müssen unbedingt mehr darüber erfahren. Deshalb habe ich den Beitrag auch an due Presse weitergeleitet. Die haben Interesse dafür.
      Der Glaube an ein seliges Leben nach dem Tod für die Tiere ist wunderbar und tröstlich. Ich liebe die orthodoxe Spiritualität sehr!

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  4. dieser Blog wäre ein aufrüttelnder Artikel in der Zeitung!

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    1. Der Jäger kam nicht "zufällig" auf mich zu. Sofort spürte ich den "Auftrag". Der sehr sympatische und engagierte Tier-Freund selber möchte aber im Hintergrund bleiben. Verstehe ich. Ich habe den Artikel zum Bearbeiten an die Presse weitergeleitet. Es besteht konkretes Interesse.

      Danke, Gelia, für die Ermutigung mit diesem sehr schwierigen Thema Wind zu machen. Normalerweise ist sowas eher nicht mein "Bier", aber du weißt ja: Schutzengel ist ein schwerer Beruf....

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    2. und ein sehr schöner Beruf

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    3. Deine Worte sind wertvolle Edelsteine!

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  5. gut dass du diesen wichtigen Beitrag geposted hast. Das Foto ist schlimm

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    1. Danke für deinen guten Zuspruch, liebe Sylvia!

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  6. Wichtig wieder deine Aufgabe es auszuführen um es an die Öffentlichkeit zu kommen. Engel der Tiere in Dorisgestalt!
    Es ist schlimm das so zu sehen doch anders geht es nicht um endlich irgendwas zu erreichen noch die Kleinsten Sachen wqie dieses Bild an die zietung weiter zu leiten sind so viel Wert!
    Das Bild dazu
    Ein Engel von vielen die überall die Tiere beschützen um ihnen das Leben wieder zurück zu geben was der Menschen es nimmt! Eine sehr schöne Volksglauben.
    Ein sehr gutes aufrütteln Posting!
    Herzlichen Gruss Elke

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    1. Liebe Elke, da sind einige besonders ermutigende Worte drin, in Deinem Kommentar, die ich gerne hier in meiner Antwort nochmal dankend anführen möchte:

      "Engel der Tiere in Dori-Gestalt"

      "doch anders geht es nicht um endlich irgendwas zu erreichen"

      "Ein Engel um ihnen das Leben wieder zurück zu geben, was der Mensch genommen hat"

      "Ein sehr gutes aufrüttelndes Posting"

      Liebe Elke, da hast du einiges richtig toll auf den Punkt gebracht!

      DANKE!

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  7. ach neiiin..
    die armen Tiere
    das Bild ist wirklich bedrückend
    bei dem Geruch von frischem Heu denkt wohl keiner an das Tierleid
    wie gut dss du dich da engagierst
    die Tiere brauchen Schutzengel

    alles Liebe Rosi

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    1. Liebe Rosi, es ist wohltuend, wie Du mir Kraft gibst, mit diesem Beitrag an die Öffentlichkeit zu gehen.! DANKE!

      Demnächst wird der Bericht in leicht "entprivatisierter Form" erscheinen. Ein sehr guter Autor hat sich der Sache angenommen.

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  8. Ein schöner, ausführlicher Bericht! !!
    Ich hoffe er wird von vielen gelesen und das er was bewirkt
    LG Adelheid


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    1. Danke, Adelheid!

      Der Autor Thomas Hobelsberger von Viechtach Aktuell/Viechtacher Anzeiger, ist dran!! Diese Zeitung bringt immer wieder interessante Beiträge. Das Tolle ist auch, dass JEDE(R) die Vit-Aktuell liest, weil sie in allen Haushalten der Region ausgeteilt wird und überall ausliegt.

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