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So feiert
Dorothea Stuffer Heilig Abend am Nachmittag: zwischen ihren Tieren wie in
Bethlehem an der Krippe |
Kurz vor dem ersten Advent bekam ich vom Viechtacher Anzeiger eine Einladung für ein Interview, wie ich Weihnachten feiere und wie ich Weihnachten als Kind erlebt habe. . Die Autorin Marika Hartl hat mich am Xaverhof besucht und dann ist zum 1.Advent dieser Artikel erschienen:
Bethlehem am Xaverhof mit
tierischer Weihnacht
Künstlerin
Dorothea Stuffer feiert Weihnachten traditionell mit der Familie und
vorher mit den Tieren
Am Xaverhof in
Fernsdorf, einem Gnadenhof für Tiere, derer sich die Metallkünstlerin und Malerin Dorothea Stuffer angenommen hat,
scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Hier ist der Ort, an dem
sie nachmittags Heilig Abend mit den Tieren feiert, abends zuhause
mit ihrer großen Familie.
„Weihnachten
ist Bethlehem. Schon als Kind beeindruckten mich der Stall, Heu,
Stroh, das Licht und die Krippe mit den Tieren rundherum. Es war kein
schöner Ort, sondern ein zerbrochener. Als Kind sah ich Bethlehem
ganz romantisch. Als Erwachsene sehe ich, dass es durchs Dach
reinregnet. Doch an einem solchen Ort wird das Heilige Kind geboren.
In uns selbst muss es geboren werden, auch wenn in uns etwas
zerbrochen ist.“ Immer wenn sie zum Xaverhof kommt, erwarten die
Tiere sie sehnsüchtig. Das auf einem Auge blinde Pony Scho Seppe
wiehert ihr freudig zu. „Er spielt den Esel in der Krippe, Schafe
und Hühner habe ich auch.“, strahlt sie. „Wie damals in
Bethlehem haben die Tiere hier Schutz und Heimat gesucht.“
Eltern kamen nach dem Krieg nach Bayern
Stuffers Eltern
kamen heimatlos aus Sachsen nach dem Krieg nach Bayern, wo sie in
Viechtach bei einer Schwester unterkamen und unter dem Dach mit drei
Kindern lebten. „So schlagen zwei Herzen in meiner Brust: die des
Waldlers und des Sachsen. Schon immer fand ich, dass sich beide
ergänzen: der Waldler als grober Holzwaldarbeiter und der Sachse als
filigraner Handwerker. Beide lieben das Holz und ergänzen sich.“
Sie selbst arbeitet lieber mit Blech, weil es mehr Fehler verzeiht
als Holz. „Für Holz bräuchte ich eine Werkstatt, für Blech nur
eine Schere. Es kostet Kraft, aber ich brauche den Widerstand. Als
ich als Kind im Laufstall war, hatte ich Papier und eine Schere.“,
bewahrte sie sich ihre kindliche Seele und Freude am Gestalten.
Nüsse und Äpfel auf den Boden geworfen
Heilig Abend kam
der Vater als Weihnachtsmann verkleidet, nach sächsischer Tradition
in die Stube. „Er war ein sehr guter Schauspieler. Er lobte uns,
weil wir brav waren, ermahnte uns aber auch, dass wir weiterhin brav
sind und wir hatten Respekt vor ihm.“, denkt Stuffer glücklich
zurück. „Er warf Nüsse und Äpfel aus seinem Sack auf den Boden.
Später kam das Christkind. Der Christbaum war Fichte mit
Wachskerzen. An das Essen erinnere ich mich nicht. Es stand nicht im
Zentrum, aber an das gemeinsame Singen, wenn wir vor dem Christbaum
saßen.“ Hier sangen sie typisch sächsische Weihnachtslieder:
Wenn´s Weihnachten ist, Alle Jahre wieder, Knusperknäuschen. Dies
hat sie sich bewahrt und führt diese Tradition mit den Familien
ihrer drei Söhne fort. „Die drei Enkeltöchter lieben es.
Allerdings haben wir heute elektrische Kerzen.“, machte sie ein
einziges Zugeständnis an den Fortschritt. Die Söhne backen vor der
Bescherung gemeinsam vegetarische Pizza. „Wie jede Mutter habe ich
vor Heilig Abend Stress und Arbeit. Aber im Stall komm ich runter und
kann mich auf das Wesentliche besinnen.“, schöpft sie Frieden. Und
im Gottesdienst. Schon als Kind besuchte sie die Christvesper in der
evangelischen Kirche. „Damals war es eine Notkirche, aus Holzteilen
vom Architekten Bartning gebaut. Heute steht sie unter Denkmalschutz.
Es gibt nur noch drei solche Notkirchen in Bayern. Aber genau das ist
Lebenseinstellung: auch in eine Notkirche kommt Jesus. Er sucht, was
er retten muss.“
Die Tiere vom
Gnadenhof stammen von Orten, wo das Veterinäramt, die Finanzen oder
das Alter die Besitzer zur Tierabgabe zwingt. Der Schafscherer
informiert Stuffer darüber, die die Tiere vorher vom Tierarzt
überprüfen lässt.
Waldschafe, Jakobsschafe, Tauben und
Hühner
Dorothea Stuffer besitzt Waldschafe, Jakobsschafe, Tauben,
Hühner. „Die Hühner schlafen oft in der Fichte, wie lebende
Christbaumkugeln sieht das dann aus.“, lacht sie. „Sie
legen ihre Eier irgendwo draußen ab, weil sie frei herumlaufen
können. Plötzlich kommen sie dann mit Singerl daher.“ Bei den
Tauben ist es ähnlich. Sie dürfen immer fliegen, haben Verstecke,
um dem Habicht zu entkommen. „Hier liegt alles in der Gnade des
Herrn. Man könnte die Zerbrochenheit des Hofes richten. Arme Leute
beten: Gott, ich brauche Gnade, sonst fliegt das Dach weg. Es gibt
keine Sicherheit außer der Gnade des Herrn.“ Die Schönheit des
Hofes ist Tieren egal, sie brauchen artgerechte Haltung und
tierärztliche Versorgung. Seit 17 Jahren betreut sie die
Scheunentiere, die hart sein müssen, wenn das Wetter angreift. „Sie
sollen es guthaben.“, wünscht sich Stuffer für sie. „Sie müssen
lernen, sie selbst zu sein.“
-ham
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Erst vor
wenigen Tagen tauchte auf dem Gnadenhof eine scheue Katze auf, die zu
Dorothea Stuffer langsam Zutrauen gewinnt. |
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Stolz stolziert
Gockel Hero über das Gehöft |
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Die Tauben
dürfen jederzeit fliegen |
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Grünleger und
andere Hühner laufen frei auf dem abgelegenen Gnadenhof herum.Alle Tiere
genießen ihre Freiheit Stolz stolziert
der Gockel über das Gehöft Die Tauben
dürfen jederzeit fliegen. In einer Fichte suchen die Hühner ihre Abendruhe. „Wie lebende
Christbaumkugeln“, lacht Stuffer
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Etwa 10 "prominente Personen" aus der Region wurden zu ihrem persönlichen Weihnachten befragt.
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