Samstag, 28. März 2020

Das Marterl in Oed - Geschichte und Auffrischung

Oh was ist denn hier passiert? Da liegt jemand unter einem umgekippten Holzwagen!
"Hier verunglückte am 6.Juli 1894 der Bauersknecht Andreas Heigl im Alter von 28 Jahren tödlich. Der Herr gebe ihm die ewige Ruhe."
Ein altes Steinmarterl in Öd zum Gedenken an das damalige traurige Geschehen hier vor Ort.
Daneben sehen wir noch ein Metallkreuz. Doch ganz der Reihe nach!

Auffrischung des Marterls in Oed - dramatisches Geschehen von 1894 in Erinnerung behalten 

Der  Aufzeichner aller Geschehnisse der Region, Hermann Biebl, 84, Kollnburg, hat einen historischen Schatz für den Fundus der Gemeinde von rund 60 wahren Geschichten - lustige und traurige - aufgeschrieben und so für die Nachwelt erhalten. Außerdem hat er alle Marterl und Wegkreuze der Region in einer Sammlung von 350 Bildern und Berichten dokumentiert. Schon sein Vater hat ihm früher viel erzählt und damit sein Interesse nachhaltig geweckt.

In Oed am Fuße des Pröller-Nordhangs gibt es ein steinernes Marterl zum Gedenken an den dramatischen Unfall des Knechts Andreas Heigl. Der junge Mann ist 1896 mit einem Pferdegespann und einem mit Brettern vollbeladenen hölzernen Schanzwagen an selbiger Stelle tödlich verunglückt. Auf steiniger, schmaler, abgründiger Straße ist der Wagen umgekippt, und Andreas Heigl wurde unter der Last von Holz und Wagen erdrückt.

Diese Szene, die auf dem Marterl mit einem kurzen dokumentarischen Text dargestellt ist, wurde im Zuge einer Renovierungsaktion des Trachtenvereins Kollnburg, zu welchem Hermann Biebl seit 1966 als Gründungsmitglied gehört, von mir auf Anfrage des Trachtenvereins hin erneuert. Bei dieser Renovierungsaktion wurde jedes Jahr ein Marterl aufgefrischt.

Das wieder instand gesetzte Oed-Marterl wurde im Mai 2010 bei einer feierlichen Einweihung mit Pfarrer Josef Renner neu gewürdigt  


Bericht und Foto von Evelyn Wittentzellner von der Einweihung im VBB von 17.Mai 2010. Dori mit Mantel und Hirtenhut im Gespräch mit Hermann Biebl. Zur Feier waren damals mehr als 80 Mitglieder des Trachtenvereins und Anwohner gekommen. Gebetet wurde für alle, die an diesem Kreuz vorübergehen oder selbst in schwierigen Zeiten ein Kreuz zu tragen haben.  

Durch Wind und Wetter sind die Farben im Laufe der Jahre ziemlich verblasst. So habe ich mich gestern bei strahlendem Sonnenschein kurz entschlossen ans Werk gemacht und dem Dokumentargemälde neuen Glanz verliehen, sodass es trotz tragischen Inhaltes nun wieder nahezu fröhlich leuchtet, und die Vorbeigehenden oder -Fahrenden ermahnt und erinnert. 


Die Farben des Marterls waren verblasst und bedurften einer Auffrischung

Wenn man sich überlegt, wie hart damals trotz aller "Romantik" das Leben der Bauern, Hirten, Knechte und Mägde war - schlechte Straßen, keine modernen Gerätschaften, alle landwirtschaftlichen Schwerarbeiten mussten mitabgerichteten Ochsen und Pferden gemacht werden (Xavers Vater übrigens verdiente gut Geld mit dem Abrichten von Ochsen!), keine Supermärkte, weite Wege zu Fuß zur Schule (z.B. die Xavermutter), keine großartige Medizin - - - ich habe einen sehr großen Respekt vor den alten Waidlern!

"Der damals verunglückte Andreas Heigl stammte aus Kirchaitnach und war bei Johann Mühlbauer, dem Bauernhof gegenüber vom Gasthof zur Bräu als Knecht im Dienst", weiß Hermann Biebl zu berichten. "Für die neue Gestaltung des Marterlbildes im Zuge der damaligen Renovierungsaktion konnte ich den hochtalentierten Matthias Englmeier aus Obersteinbühl gewinnen. Dieser fertigte im Vorfeld eine Bleistiftzeichnung der Szene an."

Die ursprüngliche Votivtafel aus der granitenen Fassung war leider verschwunden, doch Hermann Biebl erinnerte sich an das Votivbild aus Jugendtagen und konnte damit dem Matthias Englmeier  für dessen Zeichnung eine Anregung geben, die ich dann in Farbe umgesetzt habe.
 
Matthias Englmeier ist ein wahres Supertalent und weiß nahezu aus dem Stegreif alle technischen Vorrichtungen zu zeichnen, wie beispielsweise einen alten Ritterhelm, den er für eine Jubiläumsfeier vor den Augen von Hermann Biebl  innerhalb von 10 Minuten exakt aus dem Kopf mit Bleistift aufs Papier gebracht hat.

Und das Eisenkreuz neben dem sagenumwobenem Marterl in Oed?

Es wurde (zunächst als Holzkreuz) aufgestellt zur Erinnerung an den traurigen Auto-Unfall des Andreas Dietl am 3.Juni 1999. Neben dieses Metallkreuz wurde 2010 das Marterl von seinem ursprünglichen Standort um 50 Meter Richting Oed vorverlegt. Nun sind beiden Andreas hier in würdiger Erinnerung. 



 
Mit Dorifarben auf Renovierungs-Tour!

So in etwa hat der Weg bei Oed früher ausgesehen. Foto aus dem Bericht VBB vom 17.Mai 2010
Am Himmelfahrtstag 2010 wurde das renovierte Marterl bei der Segnungs-Andacht feierlich enthüllt. Dazu spielte Philipp Penzkofer besinnliche Töne zur Gitarre:

Feierliche Enthüllung des renovieretn Marterls am Himmelfahrtstag 2010 mit Hermann Biebl, Philipp Penzkofer (Gitarre) und Pfarrer Josef Renner

32 Kommentare:

  1. Oh I so much love these things! These surprises of art-and-faith that one can find on a remote countryroad! Like a refreshing well of living water for the soul! And it sprang from the heart from the most simple people.

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    1. Barbara hat gesagt:

      Oh, ich liebe diese Dinge so sehr! Diese Überraschungen von Kunst und Glauben, die man auf einer abgelegenen Landstraße finden kann! Wie ein erfrischender Brunnen lebendigen Wassers für die Seele! Und es entsprang den einfachsten Menschen aus dem Herzen.

      Dori antwortet:

      You really are right, I feel the same. Fine, that some special people collect these gems of folk-faith. Chagall also liked folk-faith very much. It hast a special strentgh of heart, mind, simple humility.


      Du hast wirklich recht, mir geht es genauso. Gut, dass einige besondere Leute diese Juwelen des Volksglaubens sammeln. Chagall mochte auch den Volksglauben sehr. Es hat eine besondere Stärke von Herz, Verstand und einfacher Demut.

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  2. Wunderschön hast du es aufgefrischt für die Verunglückten auf diesem Weg. Intressant das zu lesen wie es früher war und ausgesehen hat. Eine harte und schwere Zeit damals, aber sie malten und wunderschön die Motive dazu ein Andenken an diesem Unfall. Toll dieser Matthias Englmeier der euch geholfen hat! Für den Unfall als Mahnung das Kreuz, da kann man nur hoffen dass es hilft!

    Lieben Gruss Elke

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    1. Das ist toll, dass Du Dich so gut hineindenken kannst, liebe Elke von der Nordsee! Ist ja ein ziemlich langer Bericht, aber ich finde es einfac Klasse, dass ich das machen durfte. Es ist ein alter Brauch hier, solche Gedenk-Kreuze aufzurichten, viele wurden später oft auch mutwillig zerstört, die schmiedeeisernen Kreuze abgebrochen und so weiter. Jetzt ist es nicht mehr so schlimm. Der Trachtenverein hat viel zur Erhaltung solcher Kulturgüter beigetragen.

      Leider habe ich kein Foto von der Zeichnung von Matthias Englmeier.

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  3. You did a fine job of refreshing the faded paint on the marker which has stood in all kinds of weather for more than 125 years!!

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    1. Thank you, dear Granny Marigold from over the ocean! The very old picture was lost, but hermann Biebl remembered the old story and asked Matthias Englmeier to make a drawing on paper of this scene. I put it in colour on a new metal-plate in 2010 - and these days I refreshed my ten-year-old work.

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  4. You did a beautiful job of revitalizing the painting! These are sad monuments, but I'm glad the men are being remembered in this way. Love from Minnesota!

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    1. Lisa hat gesagt:

      Sie haben das Gemälde wunderbar wiederbelebt! Dies sind traurige Denkmäler, aber ich bin froh, dass die Männer auf diese Weise in Erinnerung bleiben. Liebe Grüße aus Minnesota!

      Dori antwortet.

      Thank you very much, Lisa!

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  5. o Entschuldigung Dori, dass ich das sage: mir gefällt das verblasste Bild so gut.
    Sicher kannst Du mir sagen warum?

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    1. Da ist schon und durchaus eine ganz tolle Stimmung drin! Wahrlich! Die Zeit haz z.B. auch bei alten russischen Ikonen, die durch 100 Jahre Kerzen eine tolle Patina bekommen, mitgemalt! Du siehst den Wert mit Deinem Künstlerblick.

      Hat doch auch unser hochgeschätzter gemeinsamer Zeichenlehrer Wehner damals immer gepredigt: Sie sollen nicht immer ihre Häuser frisch streichen, denn es dauert vieder sehr lange, bis die schönen Verwitterungs-Töne wiederkommen!!

      Die Farbe und auch die Schrift waren aber beim genauen Hingehen richtig porös, und es wäre nicht ausgeblieben, dass das Bild dann irgendwann ganz verloren gegangen wäre. Von daher beherzte ich mein Herz und sagte: Hauptsache Dorihand, ist immer gut :)))))))

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    2. gerettet: das ist gut

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    3. Markenzeichen von Dori! :)

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    4. stimmt, Rettedori

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    5. Mich hat seit gestern Abend eine Corona-Sorgewelle wegen der Tiere überrollt. Wer kann helfen, wenn ich nicht kann?? Ich habe bereits Anweisungen an den KH gegeben, was mit den

      +Blossersberger Katzen unternommen werden muss: Monika bergbauer soll sie einfangen (kann sie!) und dann zum Nistler bringen. Sie wären völlig verwaist!

      + Scho Seppe verträgt sich nicht mit Pferden
      Er ist auf dem rechten Auge blind wegen einer Verletzung durch Pferd, von daher kommt er eigentlich an seinem vertrauten Ort am besten klar (Tierarzt gesagt). Im schlimmsten falle muss er an einen anderen guten Platz, mit paar von seinen Schafen am besten. Auch hier ist Monika kurzfristig für Notfälle nicht schlecht. Ihre Handynummer ist in meinem Handy drin.

      Scho Seppe muss täglich gebürstet werden wegen seiner Haut, und die weißen Punkte mit Clotrimazol eingeschmiert wedern und eventuelle Krusten weg gekratzt und/oder eingeweicht werden.

      Sein Hufschmied ist er Hufbeschlag Feigl, Achslach.

      + Die Schafe werden vom Schafscherer Zaglauer, Teisnach, gepflegt, Xaver weiß, wo der wohnt (Nähe Kirche).

      + Der Gnadenhof Erdlingshof in Ogleinsmais bei Kollnburg ist ein guter Hof - -

      + dann gibt es noch die Tauben, die Hühner, den Puma - - die kann der Xaver notfalls selber rudimentär versorgen - -

      + Ich rede noch mit Monika und mit einer anderen sehr pferdeliebenden Bekannten (Elisabeth Grotz) - -

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    6. einmal alles durchgedacht und strukturiert, dann voller Vertrauen das Beste tun.
      arabisches Sprichwort: vertrau auf Gott und bind dein Kamel an (bemerkenswert die Reihenfolge!)

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    7. Ein gutes Wort, weise Gelia! Ja, das hilft!

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    8. Bitte halt mich auf den neuesten Stand, ich leide mit dir! !!

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    9. Mach ich - - voll Vertrauen auf Deine empathischen Einfälle und alles, was Du mitfühlst und weise innerlich in Richtungen denkst, die anwendbar sein könnten. Im Moment bin ich wieder etwas weniger panisch - - die Vor-Denkung macht laut Gelia auch ein wenig Luft - -

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  6. Schön ist es wieder geworden !!!!
    Ich wäre gerne dabei gewesen, trau mich aber kaum raus, außer zum einkaufen!

    Das du dich so traust, den Mut hab ich nicht

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    1. > Vielen Dank, Adelheid, dass es dir gefällt! Du hättest mir bestimmt fröhlich Farben und Pinsel gereicht, während ich am Hang balancierte!

      Das hat allerdings nichts mit Mut oder Sich trauen zu tun, weil dort ist absolute Einsamkeit. Ich hätte dich gerne dabeigehabt, aber man darf nur mit Hausgenossen und nur nötige Strecken fahren. Das hier war war notwendige Heimatpflege in der Einöde, das Gemälde war kurz davor, völlig ausgelaugt zu werden. Ist ne Art notwendige handwerkliche Tätigkeit um Schaden zu beheben.


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    2. Du darfst auch zu deinen Tieren fahren.

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    3. Mich hat seit gestern Abend eine Corona-Sorgewelle wegen der Tiere überrollt. Wer kann helfen, wenn ich nicht kann?? Gerade bin ich aber durch ein Gespräch mit dem Kreuz-Auftraggeber wieder etwas aufgehellt - - Kontakt zwischen uns Menschen ist sehr wichtig. Übrigens gibt es das Coronavirus schon lange in einer etwas anderen Mutante bei Kühen. Da gibt es eine Impfung.

      Wir müssen mit Wellen rechnen, die rollen drüber, ähnlch wie bei einer Flutwelle -

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  7. Luisa Pasqualino30. März 2020 um 00:47

    Liebe Dori,
    schön, dass eine Erinnerung für zwei jungen Menschen, wenn auch eine traurige, erhalten bleibt.
    Die Farben des Marterl sind schön, passen gut in der Landschaft.

    Liebe Grüße
    Luisa

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    1. Liebe Luisa, schön, dass Dir die Farben gefallen - danke!


      Ich wollte als "Nebeneffekt" auch wieder bewusst machen, dass es immer Situationen gibt, wo man sterben kann.


      Wie geht es Dir mit der Coronakrise? Hast du Angst? Ich als Asthmapatient und mit 66 Jahren habe schon Angst. Ich sorge mich auch um die Schafe/Tiere, ohne mich sind sie so gut wie fast völlig unversorgt. Ich bin aber auch im "Corona-Urlaub", weil ich weniger Termine usw. habe, und das tut echt auch mal gut. Allerdings kann man einfach nicht unbeschert sein.


      Liebe Grüße von Dori


      Bleib gesund!!!

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    2. Luisa Pasqualino31. März 2020 um 00:40

      Liebe Dori,

      ich glaube, dass wir in dieser Zeit häufiger daran denken, dass wir vorübergehend hier sind.
      Es bleibt zu hoffen, dass wenn diese Krise abflacht, diese nicht nur negative Spuren hinterläßt, sondern
      mehr Rücksicht auf die Menschen und die Natur entstehen läßt.
      Schon jetzt sieht man, dass viele Menschen solidarisch handeln .

      Zur Zeit bin ich in Deutschland, und es belastet mich, dass ich momentan nicht nach Italien fahren kann. Ich mache mir Sorgen um meine Familie und Freunde dort. Ihnen geht es gut, aber die Lage ist sehr schwierig.
      Ich habe auch Angst, was wir erleben war vorher noch nie passiert.

      Es ist schön, dass Du die Tiere hast, und dass Ihr in einer kleinen Stadt wohnt. Ich wünsche, dass es Euch allen weiterhin gut geht.

      Liebe Grüße an die ganze Familie
      Luisa

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    3. Liebe Luisa, ich kann Dich sehr gut verstehen! Mögen alle deine Lieben und Du gesund bleiben!! Es tut mir so gut zu lesen, dass Du trotzdem auch etwas Gutes sehen kannst! Mir geht es auch so - - Die Arbeit bei den Tiere ist sicher eine gute Abhärtung. Aber wenn ich überlege, mir passiert was, dann habe ich ganz große Sorgen um diese hilfsbedürftigen Wesen. Wohin dann? Wer? Wie?

      Bleiben wir gesund und unter Gottes schützender Hand!

      Herzlichst, Deine Dori - - mit lieben Grüßen auch von Karl-Heinz!!


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  8. Wow, das sieht ja toll aus! Da fahren wir auch mal hin :)

    Liebe Grüße aus der Tischlerei Dülmen

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    1. Danke unbekannterweise - die Fahrt dürfte allerdings ziemlich weit sein - - :)

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  9. Vergelt´s Gott für deine Marterl-Idee

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    1. Weil ich fühl', dass Du immer dabei bist mit Herz, Fuß und Lied!

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