Donnerstag, 5. September 2019

Kleines Huhn, was nun?

Dori, Küken und Foxi heute Abend im Computerzimmer

Dieses Foto wurde vor 5 Minuten vom Segler Karl-Heinz aufgenommen. Ich befinde mich wie normalerweise immer zum Tagesausklang hier im Computerzimmer. Foxi wie immer gern in meiner Nähe. Aber da ist ja noch jemand - -  jemand sehr Kleines! Es ist ein Küken, gerade mal einen Tag alt. Es ist gestern geschlüpft. Xaver hat die Glucke im Dickicht etwas weiter weg vom Hühnerstall sitzen sehen, unter ihr hat was gepiepst. Schnell startet Xaver einen Dori-Notruf. Ich betrachte das Muttertier, stelle etwas Hirse vor sie hin. Sie pickt sofort. Doch etwas hungriges Kleines kommt unter der Glucke nicht hervor. Es ist ja auch schon halb 7 abends, da schlafen Mütter und Kinder meistens schon, zumindest unsere andere Glucke Karin mit ihren drei eine Woche oder 10 Tage alten Kleinen.

Xaver hat im Dickicht eine weiße Glucke gefunden. Wir haben zwei weiße Hühner. Ist sie etwa heute wieder ein normales Huhn und hat kein Interesse mehr am Muttersein für ihr einziges Küken?  Oft wird bei Hühnern der Bruttrieb weg gezüchtet. 
 Xaver und ich beschließen, noch ein wenig zu warten, Stallarbeit und so weiter, und dann die Glucke mitsamt ihrem bisher ungesehenem Nachwuchs in eine Kiste in den Hühnerstall zu packen. Aufregende Aktion! "Xaver, ich versorge noch die Schafe, und Du suchst inzwischen eine geeignete Schachtel mit Gitter als Deckel." "Okay!"

Als wir aber eine Stunde später zur Tat schreiten wollen, ist die neue Glucke nicht mehr auffindbar. "Sicher hat sie sich im Dickicht versteckt."  "HORCH! Ich höre was laut piepsen! Das kann nur ein Küken sein. Es scheint seine Mutter zu rufen!" Eiligst besorgt Xaver eine (sehr schwache) Taschenlampe. Alles ist mittlerweile finster. Doch typisch Xaver: Er findet das Kindlein im Dunklen, und zwar unter hohen Brennesseln unter einem Eisenstück. Mittlerweile ist es recht kühl geworden. Xaver: "Das hätte die Nacht nicht überlebt!". Und was nun? Keine zugehörige Glucke in Sicht.... Das ist der Preis der unbegrenzten Freiheit. Sie hat sich bestimmt total gut versteckt. Das Küklein piepst ganz jämmerlich. Spontan entscheide ich, es unserer Glucke Karin unterzusetzen, denn das Wichtigste bei Neugeschlüften Federkindern ist Wärme Wärme Wärme - - -

Glucke Karin hat drei einwöchige Küken und einen tollen Geheimplatz, den Jerome entdeckt hat. DANKE JEROME!. Karin nimmt das Tagesküken (hier nicht zu sehen) problemlos unter die Flügel.
Anweisung Dori: "Xaver, du findest morgen Früh sicher die Glucke des Tageskükens. Dann nimmst du es und führtst es seiner richtigen Mutter wieder zu." Xaver: "Da stehe ich am besten schon um halb 5 auf." "Wann stehst du normalerweise auf?" ""Um fünf." "Okay, also zumutbar."

Ihr könnt euch vorstellen, dass ich die ganze Zeit an  das Kleinküken gedacht habe und gebangt habe. Fast war ich mir sicher, dass es die Nacht nicht überleben würde, akzeptierte aber diesen Gedanken nur zu 20%. Mit 80% wollte ich auf Xaver und auf Küken-Schutzengel vertrauen.

Ich musste dringend Baumschutzengel Nr. 4 malen!

Da kommt mittags der Xaver dahergeradelt. Kleinküken in einer Schachtel. "Dori! Dori! Ich habe die Glucke nicht gefunden, und die Leihglucke (Karin) rennt ihm mit den 3 anderen Küken davon. Das Küken frisst nicht, ich weiß nicht, was ich tun soll. ich habe die Nerven nicht mehr!" Dori: "Und ich soll wissen, was zu tun ist?" Ich weiß nur: Wärme und Hirse und etwas hartgekochtes Eigelb. Xaver: "Wasser habe ich ihm schon gegeben. Es hat von einem Löffel getrunken. Aber fressen tut's nicht."
Xaver hat das Küken gefunden und damit vor dem sicheren Tod bewahrt.

Xaver ist besorgt um das mutterlose Tagesküken. Zunächst gilt: Wärme durch Sonne und Kuscheldecke und Hirse zum Fressen. Doch es frisst nicht.
Wie bei einer Jungtaube drücke ich beherzt seitlich den kleinen Schnabel auf und fülle ein paar Hirsekrümel rein. Das Küken schluckt. Wasser geht auch.
Das kleine Küken ist matt vom stundenlangen Piepsen ohne Wärme und ohne Futter. Ein Wunder, dass es noch lebt! - - -Mühselig quetsche ich einige Hirsekörnchen in den Schnabel. Normalerweise picken neugeschlüpfte Küken sofort selber - auf Anweisung der Glucke.

Etwas später probiere ich es nochmal. Ich drücke das Köpflein zum Futter und versuche dem Federkind das Picken beizubringen. Mit ein paar Mini-Kuchenkrümeln habe ich einen Mini-Erfolg: ich merke, die schmecken dem Küklein! :)

 Danach aber ins Bettchen! Das Küken piest noch recht, aber mit ein paar Streicheleinheiten beruhigt es sich dann doch. In einem kleinen Korb mit Kuscheldecke und einer niedlichen Stoff- Kuschelente (gebracht und Idee von Manuel_Lenapapa) ist das kleine Geschöpf gut aufgehoben. Ich stelle den Korb ins warme PC-Zimmer und fahre zur Ranch.

Stunden später sehe ich bangend nach: das Babyküken ist total still. Vorsichtig nehme ich es heraus zur letzten Nachtfütterung, damit ich morgen nicht schon um halb 5 raus muss :) Erst dachte ich, es sei tot, so fest und gut hat es geschlafen.

Und siehe da: ES PICKT! Und da sind wir wieder beim ersten Foto...

GUTE NACHT PIEPIEP

Ich weiß noch gar nicht, wie die Geschichte weitergeht - - - Jeder Tag wird mir neu sagen, was zu tun ist - - -

Kleinküken trinkt vom Löffel Wasser und pickt Hirse aus meinem T-Shirt. Foxi schläft beim Piepsen ein :) Foto: Segler

23 Kommentare:

  1. Very good story Dori! The little chick is finally eating. Always in good hands. And thanks to xaver! I wish him a late Happy Birthday ��

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    1. Thank you very much, dear Ramona so far but with our hearts we are near. Xaver says thank you to you! The little chicken is growing a little bit - -

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  2. Du und Xaver, Ihr seid die „Helfergruppe“ - schon fast engelisch!

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  3. Liebe Dori,

    ich freue mich immer von Euch zu lesen!

    Ganz liebe Grüße an die große Familie,

    Luisa

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    1. Danke, liebe Luisa! Wieder ein Kindlein mehr, welches die Herzen bewegt - - -

      Ganz liebe Grüße und Wünsche aus der "Bayerwaldstation" - -


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  4. Meine Güte, das war jetzt wieder spannend zu lesen !
    Ich habe richtig mitgefiebert und die Spannung wuchs bis zum Schluß.
    Ich dachte schon, wie du, dass es wohl nicht durchgestanden hat, aber es hat nur geschlafen, das Kleine.
    Ich wünsche und hoffe sehr, dass die Natur dem kleinen Federbällchen genug Kraft zum überleben gibt, zusammen mit eure tiefen und liebevollen Hilfe und Zuneigung!
    Danke an dich und Xaver, das "Traum-Team " für alle Lebewesen in Not !
    ♥lichst Jutta

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    1. Ganz sehr herzlichen Dank, liebe Jutta! "Federbällchen" ist so ein liebes Wort! Stell Dir vor, es hat schon ein wenig an Rundung zugenommen!! Langsam pendelt sich sowas wie eine Gewöhnung für Federbällchen und Doriglucke ein. Jeder Tag möge mir den nächsten Schritt zeigen. Im Moment holt das Kükenbaby viel Schlaf und Wärme nach in seinem "Gluckenbettchen" neben der heizung. Hat's dringend nötig. Ich freue mich jedesmal, wenn ich es in die Hand nehme, und es DOCH noch lebt und sogar fröhlicher wird.

      Übrigens gibt es auch Neuigkeiten aus dem Taubenschlag! Atlas und Schnee brüten wieder. ZWEI Eier!!Ursache fü die Brutstörung ist Männerübeschuss und ungeklärte Vaterschaft. Ich werde berichten --

      Herzliche Grüße von Dori

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    1. Stimmt, liebe Sylvia! Ich sage mir immer: ein Tag wird dem nächsten Tag den Rat geben, welche Schritte als nächstes zu tun sind. Im Moment sitzt Kleinbällchen neben mir unter einer wärmenden Schreibtischlampe auf einem Kissen und "sonnt" sich.

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  6. In Natur sieht das kleine sooo süß aus, es muss es einfach schaffen zu Überleben! !!
    LG Adelheid


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    1. Lieben Dank für Deinen Besuch vor Ort! Ja, wenn man dann auch noch das herzige Piepsen hört, dann ist klar: Hier ist Glucken angesagt! Kükli sieht schon besser aus, pickt und hat ein halbes gefühltes Gramm oder 2 zugelegt.


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  7. Das ist richtig was für´s Herz:

    Mei, hast Du das lieb gemacht und so geduldig..

    Viele viele Menschen hätten oder haben kein Herz für die Tiere..aber einige doch!

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    1. Mir blieb einfach nichts anderes übrig, als alles zu wagen und eine Gluckensituation herzustellen. Gut, ich bin das schon gewöhnt von elternlosen Tauben, die ich aufgepäpelt habe. Bei Küken habe ich auch schon erlebt, dass die Glucke weg war. Besonders im Herbst ist das ein Drama, welches viel zeit und empathie erfordert. Doch solch ein junges Baby hatte ich noch nie. Ich habe es nun in einem Körbchen mit Kuscheldecke neben der Heizung, und es hat schon gelernt, sich vertrauensvoll reinzukuscheln und fest zu schlafen. Es hat so mager und schlecht ausgesehen, und die ersten 24 Stunden oder mehr weder gefressen noch geschlafen, höchstens minimal am Anfang, keine Ahnung. Ich habe auch dran gedacht, wie klein sich Jesus gemacht hat, und dennoch dreht sich das gesamte Universum um das Jesuskind - - -

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    2. Ich bete immer wieder wegen des Kükens (unter anderem-). Das Gebet ist eine wirkungsvolle Sache. Offenbar hat der HERR Kleinbällchen mir in die Hände gegeben - - -

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    3. Das ist aber schön, dass Du wegen eines Tieres so intensiv zu GOTT betest -
      wenn ich sage, ich bete auch für die tiere- habe ich von manchen Leuten schon die seltsamsten Antworten bekommen...

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    4. >
      > Ich sage mir immer: ein Tag wird dem nächsten Tag den Rat geben nach GOTTES RAT und Eingebung, welche Schritte als nächstes zu tun sind. Im Moment sitzt Kleinbällchen neben mir unter einer wärmenden Schreibtischlampe auf einem Kissen und "sonnt" sich. Glech wird es müde und braucht wieder sein Kuschelbett. Eigentlich macht es gar nicht viel Arbeit, nur Verantwortung; es schläft wie alle Hühner nachts viele Stunden an einem Stück durch.

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    5. Das wärmt einem richtig das Herz ..

      schön machst Du das!!

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    6. Kleinbällchen - wie unendlich lieb...

      Du machst alles richtig - wieso bist Du so ausgebrannt

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    7. Oh danke, dass Du sagst, ich mache alles richtig. Zweifel führen zum "Burnout". Die richtige, zu einem passende Arbeit hat nie ein Burnout zur Folge (Gespräch mit Hildegard).

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  8. Liebe Dori, es war heute für mich sehr schön mit dem Küken, es war so zutraulich und als es meine Hand mit dem kleinen Schnabel gepickt hat, sowas hab ich noch nie erlebt, erst durch dich und dafür möchte ich mich herzlich bedanken! !!!!

    Schlaf gut gut! !! LG Adelheid

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    1. Das hast Du aber jetzt echt schön gesagt, mir geht es genauso - - Da kommt so viel zurück von dem kleinen Wesen. Ich danke dir, dass Du zu allen meinen Tieren soooo lieb bist und zu allen eine wirklich echte Herzens-Zuneigung hast. Ich wünsche Dir auch eine gute Nacht und ein erholsames Wochenende. Wir sehen uns bald. Das Küken hat jetzt eine Schachtel bekommen, der Korb war ihm schon zu klein. Jetzt hat es ein kleines Universum. Gerade habe ich es nochmal vorsichtig aufgeweckt, es pickte und trank ein wenig, wollte aber dann gleich wieder in seine Kuscheldecke.

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  9. ohhh
    wie herzergreifend
    wie gut dass ihr es gefunden habt
    es sah schon arg mitgenommen aus
    sicher entwickelt es sich mit deiner Hilfe prächtig
    ja.. alle Lebewesen suchen doch etwas Nähe und Wärme

    liebe Grüße
    Rosi

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