Mittwoch, 4. August 2021

Kleiner Spatz - große Aufregung


Hier habe ich lauter Löcher in meine Küchenzeile gebohrt, schnell und fix und aus der Not heraus, mit dem feinen Eisenbohrer, den ich von der Blechkuh-Niet-Arbeit noch zur Hand hatte. 

Warum demoliert sie denn ihre schöne Holzküche?

Seit dem Vorabend flattert ein kleiner junger Spatz in unserer Küche aufgeregt umher. Wir öffnen alle Fenster weit. - Auf einmal ist Ruhe. Ist Spatzi rausgeflogen?

Von wegen: Am nächsten Morgen komme hinzu, wie Kater Foxi gerade schwer beschäftigt ist mit dem Spiel "Tom und Jerry"!


 Mein Notplan ist folgender: Ich möchte eine Art Fenster in der Holzleiste schaffen, damit der kleine Spatz heraus kann, denn vor lauter Aufregung ist er von ganz oben hinter der Küchenzeile in eine unheimlich tiefe enge Gletscherspalte geraten. 

Mein Hausstand schläft noch, es ist erst 7 Uhr.

Ich nehme nun einen größeren Bohrer zur hand, denn der dünne Eisenbohrer ist abgebrochen. Ich klettere auf den Mount Everest und leuchte in die Gletscherspalte und sehe den kleinen Vogel ganz da unten. Willst DU da hineingeraten sein???

 Ich sehe schon: der Tag nimmt einen anderen Ablauf als vorgehabt.... Ich schaffe es nicht, das Not-Fenster herauszubrechen. Ich rufe Konrad an, der geht immer ans Handy und kann ALLES - - 

Mit Taschenlampe, Zoom und Blitzlicht gelingt es mir, den Spatz da unten in der Spalte zu fotografieren. Ist er etwa tot, weil er sich nicht mehr rührt?

 Ich werfe vorsichtig ein paar Klopapierbälle hinunter, um zu sehen, ob Spatzi sich noch bewegt, ob er noch lebt. Alles bleibt still. Doch nach einer Weile  höre ich ein heftiges Flattern. Ich höre sogar, wie das Spatzenkind die Weizenkörner pickt, die ich hinein geworfen habe, denn ohne Kalorien würde er sicher nicht mehr lange bei Kräften sein.  Doch an ein selber-hinauf-Fliegen ist kein Drandenken.

Da kommt Konrad. Er führt das Werk fort und schafft ein Fenster. Da könnte der Kleine jetzt sofort rausfliegen, wäre da nicht ein Holzstück von früher, was da irgendwie mal reingefallen war, und hinter welches das Spatzenkind jetzt auch noch geraten ist. Scheiße! Überlegen, klar bleiben! Die Lösung ist ganz einfach. Konrad reißt die ganze Küchenleiste raus, und der kleine Vogel fliegt flugs hinaus. Konrad setzt die Leiste umgekehrt wieder ein, damit die Küchenzeile nicht hässlich aussieht.

Konrad bohrt weiter am Not-Fenster.

Der Spatz ist zu weit hinter einem Holzstück.


 
Schön und gut: Liste wieder umgedreht eingesetzt. Passt! Doch wo ist der Spatz denn jetzt hingeflattert? Nein, nicht zum Fenster, auch nicht zur weit geöffneten Terrassentür, nein, wieder hoch in die Küchenzeile, oje!! Hinter den Kühlschrank!! Nächste Gletscherspalte!! Das ist das Ende!?!

Nicht aufgeben. Mit einigen Hammerschlägen erst mal unten die Leiste weghauen. Der Hausstand ist mittlerweile aufgewacht, es geht zum Mittag hin. 

Hinter dem Kühlschrank ist einiges Gerät zur Kühlung angebracht, Gitter und sonstwas, und ziemlich warm ist das Zeug auch. Wieder Scheiße! Spatzi macht keinen Mux mehr. War's das?

 Konrad: "Wenn du den Kühlschrank ausräumst, kann ich zusammen mit Karl-Heinz den Kühlschrank abschrauben und rausziehen." "Das machen wir!" 

Gesagt - getan. Kein Spatz. Der ist wohl irgendwie hinter gekrochen Richtung Ofen - - 

Der Kühlschrank muss vor gezogen werden, falls sich der Spatz dahinter verhängt hat.

Alles bleibt still. Wir befördern den Kühlschrank wieder an seinen Platz, lassen aber unten die Leiste offen. Der Spatz kann nun, wenn er noch kann, selber von hinten vorkommen und raus. Aber es tut sich gar nichts. Ich gehe zur Entspannung erstmal mit Sylvia spazieren in den Wald. Konrad geht nach Hause.

Als ich nach einer knappen Stunde heimkomme, höre ich im Malerzimmer eine penetrante Maus. Das auch noch! Langsam nähere ich mich dem Geräusch, es rumort ohne Ende. Heute sind Wildtiere angesagt, denke ich. Mutig gehe ich ganz nahe an den Lärm und orte das mysteriöse Geräusch zwischen den gestapelten Bildern neben dem Fenster....

Das ist ja Spatzi!! Die nächste Gletscherspalte!! Er ist unter dem Kühlschrank tatsächlich hervorgekommen und hat sich nun ins Malerzimmer verirrt statt hinaus zu fliegen..

Bevor das nächste Pech passiert, rufe ich den Segler herbei und lasse ihn klar denken."Öffne die linke Seite des Fensters, sodass die Scheibe nicht im Weg ist, schließe die Tür wegen Kater Foxi und warte ab. Keine Hektik machen!" 

Nach wenigen Momenten sehe ich, wie das Spatzenkind vergnügt in den Garten flattert. 

Sofort rufe ich Konrad und Sylvi an, die sich sehr über die gute Nachricht freuen.


Und: Küche und Malerzimmer sind richtig toll sauber geworden! :)  Drei schwarze Dreckwasser-Eimer! :)  So hat mir ein kleiner Spatz sogar beim Sommerputz geholfen. Der Tag lief etwas anders als ursprünglich geplant.....



17 Kommentare:

  1. also DAS war das Unerwartete! Ein Riesending und spannend wie alle Mount-Everest-Abenteuer. Ach du liebe Küche. Die Sherpas haben volle Arbeit geleistet.

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    1. Oh das hast du ja voll getroffen! Ach du lebe Küche ! :) Auch hier gibt es Sherpas, die Höhen und Tiefen erklimmen. :) Die Gelia, eine Wort- und Spür-Künstlerin. Du hättest das Gleich getan, Frau Bergsteigerin vom Fuße und Gipfel des Kaitersberges, und machst es eh täglich, Frau Sherpa-Schwester!

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    2. du kannst so gut mit Unerwartetem umgehen, ich bewundere dich

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    3. Diese lieben Worte make my day!

      Ich denke, und denke zu wissen, das hat uns in harter Lehre unser Kunstprofessor Heribert Jakob Sturm (+selig) beigebracht - -

      DANKE!!! 🧡 HERZ!!!! 🧡 Liebe Gelia, die die Welt seliger macht! 🧡

      Ich hoffe, dass mein Tagesplan heute nicht umgeworfen wird :) !!!!!

      🧡💛💚💙💜 🧡💛💚💙💜 🧡💛💚💙💜


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  2. Liebe Dori ich habe es mit Spannung gelesen .Das war ja ein echtes Abenteuer, das zu einem Kinderbuch mutieren würde. Herrlich beschrieben ,Spannung pur. Was mich hat auflachen lassen war das herzhafte Wort Sch......Einfach toll.

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    1. Liebe Sieghild, mit Freude lese ich als Gutenachtgeschichte nun deinen wunderschönen Kommentar!!

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  3. das ist beim Lesen sogar noch aufregend, wenn man den guten Schluss schon kennt

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    1. Hach hast du das aber wieder schön gesagt, Frau Schriftstellerin!!

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  4. Jetzt habe ich so einen langen Kommentar geschrieben und nur weil ich ein buntes Smilie einsetzten wollte, habe ich mich verdrückt-weg war alles :-(
    Also ich fasse zusammen:
    Spannendes Abenteuer, großartig gemeistert und ein Erlebnis, das an Spannung und Dramatik und auch Komik nicht zu überbieten ist. Großartig ❣️❣️❣️
    ❤️lichst Jutta

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    1. Das ist schrecklich ärgerlich, wenn ein langer und sicher ganz toller Kommentar verschwindet! Ich habe sowas auch schon erlebt, und meine Freundin Carola (ist schon gestorben) auch. Dann hat sie nur noch "bin gefrustet, mein K. ist weg" geschrieben. Danke aber für die energiespendende Zusammenfassung, fürs Lesen und Mitfühlen und auch fürs Lächeln. Weil die Geschichte gut ausgegangen ist, konnte ich sie so berichten. Anderenfalls wäre mir das Herz zu schwer gewesen - 💖

      Und vielen Dank auch für das bunte Smily , hab mich trotzdem gefreut 💖 :)

      Bleiben wir beim HERZ! 💖 💖 :) :)

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  5. Another adventure for you. Little birds whether pigeons or sparrows seem to find your place and need help. Good that you had helpers too.

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    1. Granny Marigold hat gesagt:

      Ein weiteres Abenteuer für dich. Kleine Vögel ob Tauben oder Spatzen scheinen deinen Platz zu finden und brauchen Hilfe. Gut, dass du auch Helfer hattest.

      Dori antwortet:

      You really are right - so many bird here in my home. I also feed several wild little birds all over the year in our gardentree. When there ist no food, they really call me! Birds are very clever and sensitive - -



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  6. Liest sich wie ein Krimi mit gutem Ausgang :))))

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    1. Das hast du richtig nett gesagt! Mann bin ich froh!!! Die Vorstellung, in der Küche einen im Abgrund gestorbenen Vogel zu haben, könnte belastend sein - -

      Gott sei Dank!

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    2. Das glaube ich! !!
      Ich konnte ja kurz den Krimi beobachten :)

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    3. mit allem was dazu gehört :)))))

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    4. Ohhhh ja, inklusive Konrad! !!!!

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Die Träume des jungen Bauern Leonhard

Der junge Bauer Leonhard     Ruhig, still lächelnd, erdig - diesen Eindruck macht auf mich das Gesicht des "jungen Bauern Leonhard"...