Freitag, 27. Mai 2022

Oma erzählt eine Geschichte von Selma Lagerlöf

Gut be-hütet: Vorlesen und erzählen im Maigarten

Lena klettert zu Oma auf den Gartenstuhl, schnappt sich ebenfalls wie Oma einen Sonnenhut und lauscht, wie Oma ihr aus den "schönsten Legenden von Selma Lagerlöf" folgende Geschichte vorliest - teils vorliest, hauptsächlich aber mit eigenen Worten erzählend wiedergibt:

Die Selma war mit ihrer Oma in einem Haus in Schweden an einem Weihnachtsabend ganz allein. Alle waren zur Kirche gegangen, aber Oma war zu alt und Selma zu jung und deshalb konnten die beiden leider nicht die Weihnachtslichter in der Kirche miterleben. So waren sie ganz allein zuhause an diesem Weihnachtsabend. 

Selma liebt die Geschichten von Oma sehr! Und am Schluss sagt Oma immer - und legt dabei immer ihre Hand auf Selmas Kopf: "...und das ist so wahr, wie ich dich sehe und du mich siehst." 

An diesem Weihnachtsabend erzählt Oma folgende Begebenheit: 

Ein Mann ging durch die kalte Nacht und versuchte irgendwoher ein Feuer zu bekommen. Denn seine Frau hat ein Kind bekommen und es war kalt in der Höhle, wo sie untergekommen waren. Also machte er sich auf den Weg. Doch nirgends fand er etwas Feuer. Nach längerem Umhergehen fand er endlich auf einen freien Feld einen Feuerschein. Er ging darauf zu und fand einen Hirten inmitten einer großen Schafherde. Alle schliefen sie fest, nur die 3 Hunde wachten auf. Sofort stürzten sie sich zähnefletschend auf den Mann - aber die Zähne waren gar nicht scharf und der Mann wurde gar nicht verletzt. Auch war kein lautes Gebell zu hören, sodass die Schafe fest weiter schliefen. Um zu dem Feuer zu kommen, musste der Mann nun über die Schafe steigen. Doch auch nun wachten die Schafe nicht auf und rannten nicht davon. Jetzt erreichte der Mann die Mitte, wo der Hirt am Feuer saß. Der Hirte war bekannt, dass er sehr unfreundlich, ja bösartig war. Unwirsch fragte er den Mann: "Was willst du denn hier!?!" "Ich suche etwas Feuer, denn meine Frau hat ein Kind bekommen und sie brauchen Wärme." Der Hirt sah, das der Mann weder eine Schaufel noch einen Eimer dabei hatte. Er dachte: "Die Glut wird seine Hände und Kleider anbrennen. Soll er doch davon so viel er kann  mitnehmen", und erlaubte ihm, so viel er wolle von der Glut mitzunehmen. Der Mann ergriff dankbar einige Glutbrocken langsam mit seinen bloßen Händen und sammelte sie in seinem Mantel. - Doch weder seine Hände noch der Mantel litten irgend einen Schaden. Das wunderte den bösen Hirten sehr! Auch wunderte er sich, dass die Hunde nicht gebissen hatten und die Schafe nicht aufgewacht waren. Da wurde er neugierig und wollte die Frau und das Kind sehen. Er ging also mit den Mann mit. Sie erreichten die eiskalte Höhle. Dort waren die Mutter und das Kind, und sie sahen ganz friedlich und hell und schön aus. Auf einmal veränderte sich das Herz des bösen Schafhirten, und er zog aus seinem Beutel ein wärmendes Schaffell für das Kindlein heraus. Und auf einmal wurden ihm die Augen geöffnet, und er sah überall kleine Engel umherfliegen, und seine Ohren öffneten sich, und er hörte überall den allerschönsten Engelgesang."

Da legte die Oma ihre Hand auf den Kopf von Selma und die Oma Dori ihre Hand auf Lenas Kopf und sagte: "...und das ist so wahr, wie ich dich sehe und du mich siehst. Es kommt nicht auf Lichter und Lampen an, sondern dass wir Augen haben, die Herrlichkeit Gottes zu sehen."

Und auf einmal sagt Lena zu mir: "Du bist eine schöne und liebe Oma."



19 Kommentare:

  1. Lieblicher und ergreifender kann man die Geschichte nicht überbringen wie du es getan hast liebe Dori, du bist ein Gottesgeschenk für Lena, dass sie jetzt schon so empfindet und sie wird dir noch
    wunderbare Worte sagen, die aus ihrem kleinen bis irgendwann aus ihrem großem Herzen kommen.
    Öffnet sich das Tor des Herzens im Glauben zu Gott in einem Menschen, so verwandelt sich Härte in Güte und es geschehen Wunder in der Seele.
    Nun wünsche ich dir weiterhin viele schöne Stunden in den kommenden Jahren mit deiner Enkelin, den Tieren und deinen Händen die so kunstvolle Engel erschaffen.
    Ich Grüße dich von ♥ in deinen Tag, deine Karin Lissi

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    1. Darf ich nun ein kleines Tränlein der Rührung meine backe runterlaufen lassen, liebe Karin Lissi?

      Ich herze dich von Herz-Seele zu Herz-Seele. Niemanden und nichts hast du vergessen von meinen Herz-Angelegenheiten.
      Deine Dori

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  2. Deine Süßen bekommen schon jetzt und immer wieder eine unbezahlbare Mitgift!
    Und: Lena hat natürlich recht.

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    1. Wow - das mit der Mitgift hat du klasse gesagt! Lena ist nun in einem "Alter", wo Oma auch mal im Sessel sitzenbleiben darf und Sachen vorlesen, die sie eh gerne grade lesen wollte. Wie praktisch :)

      Also das Kompliment von der Lena hat mich total übergeschwängt = überschwängliche Freude. Das MUSS gebloggt werden für die halbe Ewigkeit - nee für die ganze ! Ich konnts nicht glauben, aber ich habs sehr genossen (nachhaltig). Ach wie tut das dem Selbstbewusstsein gut. Lieb ist sehr wichtig, aber SCHÖN ist himmlisch!! :) :)

      Grüße aus dem 7. Himmel nach Kaitersbergien!

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    2. P.S. : Magenspiegelung gut überstanden (heute früh). Keine Auffälligkeiten wie bei der Darmspiegelung. Nun Eisenmangel weiter erforschen, er hat da schon einen Plan.

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    3. Bravo braver Magen!

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    4. Bravo und brav reimt sich sozusagen. Gut gedichtet! Jetzt schöön müüde !!

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  3. da hast du dir aber viel Mühe gegeben, die ganze schöne Geschichte aufzuschreiben, hat Lena bestimmmt gefallen

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  4. Wie gut so eine "Erzähl"Oma den Enkeln tut! Kann man nicht hoch genug schätzen ... liebe Dorothea

    LG Bernhard

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    1. Dieser Kommentar aus einer männlichen Tastatur tut besonders gut, lieber Bernhard!

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  5. What a sweet and gentle story. No wonder Lena tells you that you are so dear to her. You fill her head with wonderful stories.
    I hope you're doing better and are not in pain.

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    1. Granny Marigold hat gesagt:
      Was für eine süße und sanfte Geschichte. Kein Wunder, dass Lena dir sagt, dass du ihr so lieb bist. Du füllst ihren Kopf mit wundervollen Geschichten.
      Ich hoffe es geht dir besser und du hast keine Schmerzen.

      Dori antwortet:
      Thank you very much, dearest Granny Marigold! You said it woderful: filling Lenas head with wonderful stories, sweet and gentle - -

      Because of my healthy problems I feel good and I have no pain, because I have a good medicine against my auto-immune-illness. Before it was rather bad . .

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  6. Sie hat dich lieb, und freute sich bestimmt über die Geschichte 👍

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    1. Du kennst unser Verhältnis, von Anfang an Gemüse mit feinem Fruchtjoghurt vermogelt :)

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    2. Natürlich :))))))))))

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  7. wie lieb
    ihr Beide gut behütet..
    im wörtlichen und übertragendem Sinne
    Lena genießt das
    und du gibst ihr Wurzeln
    mögen sie wachsen und sie ins Leben hineintragen
    liebe Grüße
    Rosi

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    1. Das mit de Wurzeln ist ein ganz wunderbares Bild, ja, sie sind so wichtig! Danke, liebe Rosi! (auch Nachteule?)

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  8. Wie schön liebe Dori, zwei wunderbare Geschichten!
    Mit lieben Grüßen,
    Luisa

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    1. Es ist ein SEHR schönes Büchlein, eigentlich für Erwachsene. SEHR schön, wirklich, ich heule ständig, so schön - -

      Liebe Grüße!

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